Der Kriegsausbruch im Irak hat auf Mallorca die Demonstrationen
für den Frieden intensiviert und gleichzeitig die politischen
Spannungen auf der Insel verschärft. Insbesondere die Nachricht,
dass amerikanische B-52-Bomber auf ihrem Angriffsflug von England
nach Irak wiederholt den spanischen Luftraum durchquerten und dabei
womöglich auch die Balearen überflogen, führte zu einem
Schlagabtausch zwischen der links-regionalen Balearen-Regierung und
der Madrider Zentralregierung, die von der konservativen Partido
Popular (PP) angeführt wird. Der oberste Parteivorsitzende, der
spanische Ministerpäsident José María Aznar, zählt zu den engsten
Unterstützern des amerikanischen Kriegskurses.
Der Staatssekretär im spanischen Verteidigungsministerium,
Fernando Díaz Moreno, erklärte am Mittwoch in Palma, kein einziger
der amerikanischen B-52-Bomber habe die Balearen überflogen. Auch
die Flüge über dem Festland – bei denen die Maschinen in der Luft
aufgetankt werden müssen, seien nicht über bewohntem Gebiet
erfolgt. Zuvor hatte bereits der Delegierte der Zentralregierung in
Palma, Miquel Ramis (PP), erklärt, die Balearen seien nicht
überflogen worden.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Bomberflüge am vergangenen
Wochenende hatte sich der balearische Ministerpräsident Francesc
Antich (PSOE) empört gezeigt. „Es handelt sich nicht nur um die
Gefahr, die diese Flugzeuge für unsere Bürger darstellen, sondern
wir müssen einmal mehr deutlich machen, dass wir gegen diesen
ungerechten Krieg sind.” Die Präsidentin des Inselrates, Maria
Antònia Munar (UM), flankierte: „Niemand wird gewillt sein, sich
auf Mallorca zu sonnen, wissend, dass im balearischen Himmel
B-52-Bomber fliegen.”
Der im Nahen Osten tobende Krieg trieb in den vergangenen Woche
in Palma Tausende von Demonstranten auf die Straßen. Bereits am
vergangenen Donnerstag, dem ersten Kriegstag, protestierten rund
15.000 Menschen gegen das militärische Losschlagen der USA und
Briten im Irak. Bei Ausschreitungen vor dem US-Konsulat in Palma
wurde der Eingangsbereich mit Farbbeuteln beworfen. Auch die
Fassaden der PP-Zentralen in Palma und Manacor wurden mit
Hakenkreuzen und Schriftzügen wie „Mörder” beschmiert.
Am vergangenen Samstag und Mittwoch beteiligten sich erneut
mehrere tausend Menschen an Demonstrationen. Für diesen Samstag,
29. März, ist ab 17.30 Uhr eine weitere Kundgebung vorgesehen, bei
der die Organisatoren die Zahlen der spektakulären
Februardemonstration mit über 40.000 Teilnehmern zu übertreffen
hoffen.
Aufgrund des Irak-Krieges haben zahlreiche Urlauber ihre
Urlaubsreisen kostenlos umbuchen lassen. Nach Angaben der TUI
wurden rund 500 Reservierungen für die Türkei, Zypern und Ägypten
zugunsten spanischer Ziele umgebucht. Gleiche Zahlen meldete auch
der Reiseveranstalter Thomas Cook. Umbuchungen seien auch für
Reisende nach Marokko, Tunesien und den Arabischen Emiraten
möglich. Für Mallorca und seine derzeit schwächelnde
Tourismusindustrie wird sich das Umleiten der Urlauberströme
vorerst kaum positiv bemerkbar machen, sagte ein Fachmann. Als das
neue Reiseziel gelten derzeit vor allem die Kanaren.
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