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In der Sprache der Statistiker der Europäischen Union heißen die Balearischen Inseln ES53. In „Regionen: Statistisches Jahrbuch 2002”, das von Eurostat herausgegeben wird, sind Daten und Zahlen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Bevölkerung, Landwirtschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Verkehr, Gesundheit, Umwelt und Städtestatistik zusammengefasst. Wir haben aus der Fülle des Materials eine Auswahl getroffen, die die Situation der Balearen innerhalb der EU (und der Beitrittsländer) besonders anschaulich macht. Gegebenenfalls sind die Angaben aktualisiert, und zwar durch das Statistische Jahrbuch der Balearen 2002.

Auf den Balearischen Inseln lebten im Untersuchungszeitraum (1999) 741.000 Menschen, bei einer Fläche von 494.200 Hektar ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 153'50 Einwohnern pro Quadratkilometer. Im EU–Vergleich liegt der Archipel damit im Mittelfeld – den Spitzenplatz hält die Innenstadt von London mit 8600 Einwohnern pro Quadratkilometer, der EU–Durchschnitt liegt bei 118. Andere Inseln wie Sizilien sind ähnlich dicht wie die Balearen besiedelt, Malta befindet sich mit mehr als 400 Bewohnern pro Quadratkilometer sogar im Spitzenfeld.

Allerdings steigt die Einwohnerzahl auf den Balearen besonders stark. Während 2002 in der EU die Wachstumsrate der Bevölkerung insgesamt 3'3 Prozent betrug, lag sie auf dem Archipel mit 24 Prozent auf einem absoluten Spitzenplatz. Nur in der Region NL23 Flevoland (um Amsterdam) mit 33 Prozent und in der französischen Überseeprovinz Réunion mit 34'5 Prozent lag das Wachstum höher; auf diesem Niveau war es auch in der portugiesischen Algarve (21'8), auf den Kanaren (20'6) und den ionischen Inseln in Griechenland (15'8 Prozent).

An der Fruchtbarkeit der Balearen–Bewohner lag das Wachstum jedenfalls nicht: Die „rohe Geburtenziffer” lag mit 11.9 pro 1000 Einwohnern nur knapp über dem EU–Schnitt von 10'7. Die Erklärung: Die Netto– Zuwanderungsquote auf den Balearen nahm mit 23 Prozent einen Spitzenplatz ein. EU–Durchschnitt waren 2'5 Prozent, mehr als 20 Prozent verzeichneten nur die Algarve und Flevoland (je 24'2 Prozent).

Der Grund für die Attraktivität der Balearen liegt auf der Hand – aber das Wetter wird in der EU–Regionalstatistik nicht erfasst. Dafür aber jede Menge Wirtschaftsdaten. Auch die bilden reichlich Lockstoff. Zwar liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einer Summe von genau 21.566 „Kaufkraftstandards” (KKS, werden statt Euro benutzt, um Preisunterschiede zwischen den Regionen auszugleichen) auf den Balearen nur gut im EU–Durchschnitt von 21.258.

Aber auf der Inselgruppe ging es auf relativ hohem Niveau stetig bergauf. Lag der europäische Index beim BIP 1995 bei 100, lagen die Balearen mit 97'2 nur knapp, ganz Spanien mit 78'2 deutlich darunter. Schon 1999 hat der Archipel den EU–Durchschnitt von 100 mit 101'4 übertroffen, während Spanien mit 82'2 noch deutlich hinterherhinkte. 1999 betrug das Wachstum des Pro– Kopf–BIP auf den Balearen 5'88 Prozent.

Auf den Arbeitsmarkt hatte das deutliche Auswirkungen. Lag die Arbeitslosenquote 1989 auf den Balearen mit 10'3 Prozent noch über dem EU–Schnitt von 8'4 Prozent, verbesserte sie sich bis 2000 auf nur noch 4'8 Prozent, während die EU–Quote unverändert blieb. In Spanien sank die Erwerbslosenquote im selben Zeitraum von 17'4 auf 14'4 Prozent. Insgesamt waren per Juni 2002 etwa 349.500 Personen auf den Balearen erwerbstätig, davon 202.200 Männer, was einem Anteil von 57'9 Prozent entspricht. Der EU–Mittelwert liegt bei 56'56 Prozent – von 173.219.500 Arbeitnehmern insgesamt sind 97.978.600 Frauen. Auffällig: Auf den Balearen ist – wie in Spanien und weiten Teilen Portugals – der Prozentsatz befristeter Arbeitsverträge über 20 Prozent sehr hoch.

Gut im EU–Schnitt liegen die Balearen bei der Erwerbstätigenquote der Bevölkerung der Altersgruppe 15 bis 64 Jahre. Während spanienweit lediglich 60'57 Prozent aller Einwohner einem Broterwerb nachgehen, sind es auf den Balearen 65'31 Prozent. Zum Vergleich: Im Prinzentum Asturien sind es sogar nur 47'20 Prozent. Von dem im Frühjahr 2000 auf dem Gipfel in Lissabon formulierten Ziel von einer Erwerbstätigenquote nahe der 70–Prozent– Marke (bei Frauen lautet die Vorgabe 60 Prozent) sind auch die Balearen noch ein Stückchen entfernt.

Für 2000 kann man in die Gruppe der Länder, die das Etappenziel von 67 Prozent erreicht haben, lediglich Dänemark, die meisten Regionen Österreichs, Portugals, Finnlands und Großbritanniens sowie sämtliche Regionen der Niederlande, Schwedens, ferner Baden–Württemberg und Bayern hinzuzählen.

Wie wichtig die Tourismusindustrie auf den Balearen ist, kann man an der Tatsache erkennen, dass 73'96 Prozent aller Beschäftigten im Dienstleistungssektor arbeiten. Höhere Werte sind sonst nur in den Regionen der europäischen Hauptstädte zu verzeichnen.

Das Bruttoinlandsprodukt ist übrigens flächendeckend in den Ländern am niedrigsten, die erst noch der EU beitreten wollen. Soweit Eurostat Zahlen vorliegen, liegt es außerhalb Tschechiens fast in allen Regionen unter 10.000 KKS. Dafür wächst es fast nirgendwo stärker als in den Baltischen Ländern, Polen und der Slowakei. Bei der Bewertung des BIP als Maßstab für Wohlstand ist allerdings Vorsicht angebracht.

Während Statistik (der Natur der Sache wegen) Situationen in Zahlen abbilden kann, die günstigenfalls sehr aktuell sind, fällt der Blick in die Zukunft schwerer. Wie aber lässt sich die Fähigkeit einer Wirtschaft beurteilen, auch künftig zu wachsen? Auf dem Gipfel in Lissabon haben die Staats– und Regierungschefs der 15 das Ziel festgelegt, die Wirtschaft der EU zur wettbewerbsfähigsten der Welt zu machen. „Einer der Wege zu diesem Ziel”, so die Autoren der Regionalstatistik, „führt über Forschung und Innovation. Es ist offensichtlich, dass Wirtschaftswachstum immer stärker mit der Wandlungs– und Innovationsfähigkeit einer Wirtschaft zusammenhängt”.

In Sachen Patentanmeldungen zeigen sich die Balearen nicht besonders fortschrittlich. Auf dem Archipel wurden 2002 gerade einmal elf Patente registriert. Noch weniger Erfindungen wurden nur in ganz wenigen Regionen gemacht – und dazu zählen einige der griechischen Inseln und die französischen Überseeprovinzen. Immerhin arbeiten auf dem Archipel 23 Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren in den Bereichen Wissenschaft und Technologie – und das sieht auf der Innovations–Landkarte der EU schon wieder ganz gut aus.

Allerdings ist der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor, der als hoch ausgebildet gilt, mit nur 22 Prozent am unteren Ende der EU–Skala. Hier ist ein klares Nord–Süd–Gefälle zu erkennen: Am höchsten sind die Werte in Finnland, Schweden, Dänemark, Großbritannien und Benelux, auch Frankreich hält sich ganz gut. Einziger Lichtblick in Spanien: Madrid mit einem Anteil von 34 Prozent.