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Zum volltönenden Klang der Formen von Arp fügt Sophie Taeuber–Arp eine farbige, schlichte, disziplinierte Begleitung hinzu”, schrieb der Kunstmäzen und Sammler Johannes Wasmuth über das Künstlerpaar Hans Arp (1886 bis 1966) und Sophie Taeuber–Arp (1889 bis 1943). Ein Paar, das in seinem Miteinander in allen Bereichen keine Trennung zwischen dem Du und dem Ich suchte, sondern die gegenseitige Inspiration in den neuen Wegen der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Weshalb sie denn auch zu den wichtigsten Anregern dieser Kunst wurden. „Es war ihnen unwichtig, sich abzugrenzen. Deshalb sind viele Arbeiten nicht einmal signiert”, sagte Walburga Krupp von der Hans Arp und Sophie Taeuber Stiftung anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Kulturstiftung Sa Nostra. Unter dem Titel „Vielfältige Erkundungen” sind mehr als 90 Bilder, Zeichnungen, Gouachen und Skulpturen aus den Jahren 1916 bis 1940 zu sehen.

Hans Arp und Sophie Taeuber erhielten eine fundierte akademische Ausbildung. Er in seinem Geburtsort Straßburg, später in Weimar und Paris, sie in Sankt Gallen, danach an der Kunstgewerbeschule in Hamburg. Sie war nicht nur an Textildesign interessiert, sondern auch an Architektur, an Tanz, sie arbeitete eine Zeit lang mit Mary Wigman zusammen.

Bereits in ihren frühen textilen Arbeiten herrscht ein geometrischer Abstraktionismus, der das Werk von Taeuber–Arp durchgehend bestimmte. Das zeigt die Ausstellung in Sa Nostra deutlich, gerade auch im Gegensatz zu den oft weichen, runden Formen seiner Skulpturen und Zeichnungen. Nach dem Studium arbeitete Hans Arp mehrere Jahre als Maler in der Schweiz, stellte 1912 bei einer Ausstellung der Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter” seine – damals noch oft kubistischen – Arbeiten einem größeren Publikum vor.

1913 schloss sich Arp den Künstlern um die expressionistische Zeitschrift „Der Sturm” an, die wie die gleichnamige Galerie von Herwarth Walden geleitet wurde. 1916 war Hans Arp eine der Hauptfiguren der Dada–Bewegung und des Café Voltaire in Zürich, wo er Sophie Taeuber kennen lernte, die dort zeitweilig als Tänzerin auftrat. Von diesem Zeitpunkt an waren sie unzertrennlich; 1922 heirateten sie. Arp stellte erste abstrakte Arbeiten aus, die auf dem „Gesetz des Zufalls” beruhten.

Durch die Bekanntschaft mit Max Ernst und Kurt Schwitters wurde er auch Mitbegründer der Kölner Dada–Gruppe. Er experimentierte mit Bildender Kunst ebenso wie mit Worten und Lauten, verfasste Gedichte und Wortneuschöpfungen wie etwa „Die Wolkenpumpe”. Die ersten Holzreliefs aus Fundgegenständen entstanden.

1925 übersiedelte das Paar nach Paris, wo sie Mitverfasser des ersten Surrealistischen Manifests wurden. In dieser Zeit schuf Sophie Taeuber–Arp eindrucksvolle abstrakte Horizontal–Vertikal–Kompositionen, die in Klarheit und Farbbehandlung neben den Werken der russischen und niederländischen Konstruktivisten stehen. Sie beschränkte sich immer mehr auf die Primär–Farben, die geometrische Linienführung wurde noch konzentrierter.

Sophie engagierte sich in dem Pariser Künstlerkreis Abstraction–Création, verließ ihn aber bald wieder aus Protest gegen die zu dogmatisch vertretene Ungegenständlichkeit. Gemeinsam führte das Paar mit Theo van Doesburg die Innengestaltung eines Vergnügungszentrums aus.

Im französischen Meudon richteten sie sich ein Gemeinschaftsatelier ein, experimentierten mit bildnerischen und literarischen Konstellationen. Auch eines der in jener Zeit entstandenen „Schnurbilder” ist in Sa Nostra zu sehen.

Ein Jahr vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris hatten Arp und Taeuber eine Doppelausstellung, dann mussten sie vor den Nazis nach Südfrankreich flüchten. Sie lebten bei Freunden in Grasse, versuchten 1942 über Zürich in die USA zu flüchten. 1943 starb Sophie Taeuber–Arp durch einen Gasunfall. Erst Jahre später nahm Hans Arp seine Arbeit wieder auf.

Nach 1948 erfuhr er durch zahlreiche Ausstellungen in der ganzen Welt Anerkennung. Die Ausstellung „Vielfältige Erkundungen” in der Kulturstiftung Sa Nostra ist eine der wichtigsten dieses Jahres auf der Insel. Sie zeigt die Ursprünge der modernen Kunst – und sie ist ein ästhetischer Genuss.j „Vielfältige Erkundungen” von Hans Arp und Sophie
Taeuber-Arp. Kulturstiftung Sa Nostra, Palma, C. Concepció 12. Bis 19. April. Montag bis Freitag von 10.30 bis 13.30 und 17 bis 21 Uhr. Samstags am Vormittag. Eintritt frei.