Die Lage ist ernst. Noch nie, so versichern Hoteliers und
Reiseveranstalter, war die Buchungslage auf Mallorca zu diesem
Zeitpunkt so schlecht wie in diesem Jahr. In den Reisebüros tut
sich gar nichts, vor allem im so wichtigen deutschen Quellmarkt.
Die Angst vor Krieg und Terroranschlägen ist zu groß.
Aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Wenn der Irak-Konflikt
erst einmal gelöst ist – wahrscheinlich durch Krieg – dann werden
die Menschen auch wieder an Urlaub denken. Das war schon immer so,
und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das diesmal anders sein
wird. Aber selbst wenn Bushs Wüstenkrieger schnell gewinnen,
dürften die Touristiker sich nicht wirklich entspannen. Denn die
Wirtschaft lahmt, weswegen vor allem die Mittelklasse ihr Geld
zusammen und die Reisekasse geschlossen hält.
Da ist es sicher hilfreich, dass der balearische
Ministerpräsident Antich auf seiner Reise an Rhein und Ruhr
klarstellt, dass deutsche Gäste auf den Inseln willkommen sind. Er
sagte sogar, dass man auf Massentourismus nicht verzichten
will.
Nehmen wir einfach mal an, dass er meint, was er sagt. Warum hat
er mit dieser Klarstellung so lange gewartet? Dass die
Tourismuspolitik seiner Regierung bei den deutschen Kunden
zumindest missverstanden wird, weiß er doch nicht erst seit
gestern. Musste die Reisebranche auf dem Archipel erst in die Krise
rutschen, bevor Antich und sein zuständiger Minister Alomar die
Augen vor der Realität öffnen?
Dazu kommt wohl noch, dass der Vorwahlkampf begonnen hat. Und
was wäre da schöner, als sich von Parteifreunden in Deutschland
bestätigen zu lassen, man mache eine gute Politik. Viele Gäste
bringt so eine Reise vermutlich nicht. Aber möglicherweise einige
Wählerstimmen. Denn wenn hier in der Zeitung steht, das der
Vizepräsident der NRW-Landtages die Öko-Abgabe gut findet, erhöht
das die Aussichten der Regierungskoalition am 25. Mai.
Wenn das Kalkül aufgeht, muss Antich nach seiner Wiederwahl
nicht nur reden, sondern Nägel mit Köpfen machen. Das heißt: einen
ordentlichen Werbeetat für Tourismus bereitstellen. Und den
Minister für Tourismus sollte er auch ersetzen, weil mit ihm ein
Dialog mit den hiesigen Reiseunternehmern nicht möglich ist. Und
ohne die geht es nun mal nicht.
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