Der Winter steht erst vor der Tür, da hat er die
Tourismusindustrie auf Mallorca auch schon eiskalt im Griff. Nach
einer Umfrage des Hoteliersverbandes hat sich Zahl der
bereitgestellten Gästebetten für die Monate November und Dezember
im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert (minus 58 Prozent).
Schuld ist der Rückgang des Tourismus, der das ganze Jahr über
angehalten hat. So werden im Vergleich zu 2001 in diesem Winter
noch mehr Herbergen ihre Pforten schließen. Allein in Alcúdia und
Can Picafort wird kein einziges geöffnetes Hotel zu finden sein. Im
Vorjahr hatten hier noch 2645 Betten für Winterurlauber
bereitgestanden. Noch drastischer ist der Rückgang an der Playa de
Palma: Hier sinkt die Bettenzahl um fast die Hälfte auf knapp 7900
Schlafplätze.
Nicht besser sieht es in Magaluf (minus 3600 auf 6200 Betten)
sowie in Santa Ponça aus (minus 1460 auf 2300 Betten) aus. Wie
schon in den Vorjahren werden zudem sämtliche Hotels in Cales de
Mallorca, Colònia de Sant Jordi und Portocolom dicht machen. Einzig
in Capdepera erhöht sich die Bettenzahl um 766 auf 1832.
Der Präsident des mallorquinischen Hoteliersverbandes, Pere
Canellas, sieht auf die Branche „einen sehr schweren Winter”
zukommen und bezeichnete die Tourismuspolitik der
Balearen-Regierung zur Entzerrung der Saisonabhängigkeit als
gescheitert. „Es ist klar, dass diese Entwicklung von einigen
Politikern als nachhaltig bezeichnet wird, aber für uns ist sie
unerträglich”, sagte Canellas.
Die Klagen über die bevorstehenden Monate sind deckungsgleich
mit denen über die zurückliegenden Wochen. So ist allein im
September die Belegung der Herbergen mit im Schnitt 80'5 Prozent um
11'24 Punkte niedriger ausgefallen als im selben Monat des
Vorjahres. Gelitten haben im Verhältnis am stärksten die
Fünf-Sterne-Hotels, bei denen der Belegungsrückgang 20 Prozent
betrug. Mit 12'35 Prozent weniger Gästen waren die die
Drei-Sterne-Hotels noch am gerinsten betroffen.
Die Belegungsraten waren nach Angaben der Herbergsväter in allen
Monaten des laufenden Jahres niedriger als in der Vergleichszeit
2001. Am größten fiel der Touristenschwund im Juni (minus 14'2
Prozent) und Mai (minus 12'13 Prozent) aus.
Für die Hoteliers bedeutet der Rückgang auch geringere
Einnahmen. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate von etwa 3'5
Prozent werden die Mindereinhamen für das laufende Jahr auf 6'8
Prozent geschätzt. Jene Touristen, die dennoch den Weg auf die
Insel gefunden hatten, gaben vergleichsweise mehr Geld, obgleich
sich die Besucherzahl verringert und der durchschnittliche
Aufenthalt verkürzt hatte. Die Mehrausgaben sind schlicht auf die
gestiegenen Preise zrückzuführen, so eine Studie.
Betroffen vom Rückgang sind auch die vom Hotelbetrieb lebenden
Unternehmen und Dienstleister wie Wäschereien, Möbelschreiner und
Textilausstatter. Sie bekommen die Zurückstellung der
Hoteliers-Investitionen massiv zu spüren. In manchem Betrieb haben
sich Aufträge halbiert. Das Ausbleiben der Besucher vor allem aus
Deutschland macht darüber hinaus dem Golftourismus und den
Agrofincas zu schaffen.
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