Wohl dem, der sich bereits vor Jahren ein eigenes Heim auf den
Balearen anschaffte. Der ist angesichts sich nach oben schraubender
Immobilien– und Mietpreise fein raus. Für alle anderen wird es
zunehmend schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Vor allem in
der Hauptstadt Palma herrschen inzwischen fast Münchner
Verhältnisse.
Derweil spricht die Statistik noch eindeutig für Spanien: Nach
einer Studie der spanischen Zentralbank Banco de España sind 85
Prozent der Haushalte auch Eigentümer ihrer vier Wände. Davon
können die Deutschen nur träumen. Das Statistische Bundesamt
errechnete für 1998 einen Wert von 40'9 Prozent für
Eigenheimbesitzer.
Die Kehrseite des hohen Anteils spanischer Immobilienbesitzer
ist schnell ausgemacht. Nur neun Prozent des verfügbaren Wohnraums
wird vermietet. Wer sich die inzwischen hohen Immobilienpreise
nicht leisten kann oder will, muss somit aus einem vergleichsweise
bescheidenen Mietpool schöpfen.
Steffen Döhne von der Mallorca Mietbörse beurteilt den Mietmarkt
derzeit als relativ „stabil”. Für Wohnungssuchende sei es nach
Jahren hoher Bautätigkeit einfacher geworden, glaubt der
Diplom-Immobilienfachwirt. Obwohl sich vor allem in Palma die
Preise in den letzten fünf Jahren mindestens verdoppelt hätten, sei
die Nachfrage nach Mietobjekten unverändert hoch.
Um für mehr Transparenz auf dem Mietmarkt zu sorgen, hat Döhne
einen Mietspiegel 2002 ausgearbeitet. Darin nahm er vor allem Palma
genauer unter die Lupe. So errechnete er für eine sanierte
Altbauwohnung (70-120 Quadratmeter) innerhalb der Avenidas einen
Mittelwert von 10'20 Euro pro Quadratmeter. Den Preisangaben
verstehen sich als Nettomiete ohne anteilige Betriebskosten.
Günstiger wird es bei älteren Gebäuden hinter den Avenidas und
in den Randgebieten. Hier liege der Durchschnittspreis, je nach
Gebäudetyp, zwischen 5'40 Euro und 7'85 Euro. „Je größer die
Wohnung, desto niedriger der Quadratmeterpreis”, so Döhne.
Westdeutsche Großstädten brauchen einen Vergleich nicht zu scheuen.
Der durchschnittliche Netto-Quadratmeterpreis liegt nach Angaben
des Rings Deutscher Makler bei 5'47 Euro. Ein Wert, der jedoch
beispielsweise in München leicht verdoppelt wird.
Die Mietpreise sind stark an die Entwicklung am Immobilienmarkt
gekoppelt. Und der meint es mit potentiellen Käufern derzeit nicht
gut. Der Verband spanischer Hypothekennehmer (AHE) klagt über einen
Anstieg des balearischen Quadratmeterpreises von 206 Prozent
innerhalb von nur fünf Jahren. Die Sparkasse Sa Nostra wiederrum
wies erst kürzlich darauf hin, dass Familien auf den Balearen 68'6
Prozent des Haushaltsgeldes für das Wohnen ausgeben müssen. Damit
hängt der Archipel sogar Madrid (61'8 Prozent) ab.
„Unter 600 Euro ist eine Zwei-Zimmer-Wohnung nicht mehr zu
haben”, sagt José Oliver, Präsident des balearischen Verbands der
Immobilienbesitzer (API). Im Gegensatz zu Döhnes geht Oliver dieses
Jahr von einer Mietpreissteigerung von zehn bis 15 Prozent aus.
„Die Nachfrage ist hoch, und das Angebot ist gering”, bringt er die
dahinter stehende Logik auf den Punkt. Der API-Mann schätzt, dass
in Palma knapp zehn Prozent des Wohnraums vermietet sind. Aber es
könnten weitaus mehr sein, denn „Tausende von Wohnungen stehen
leer”. Entweder seien sie in schlechtem Zustand, oder, und das sei
oft der Fall, die Eigentümer seien an Mieteinnahmen schlicht nicht
interessiert.
Wahrscheinlich spielt auch die rechtliche Seite eine Rolle.
Rechtsanwalt Hans von Rotenhan glaubt, dass Mieter in Spanien
grundsätzlich mehr Möglichkeiten haben als die Vermieter. So habe
der Mieter beispielsweise nach Ablauf eines Jahresvertrags das
Recht, den Vertrag um vier Jahre zu verlängern. Andererseits dürfe
bei Mängeln nicht einfach eine Mietminderung vorgenommen werden.
Und: „Der Mietvertrag muss nach spanischen Recht sein.”
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