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Bei der letzten Parlamentsdebatte zur Lage der Autonomen Region der Balearen vor den Neuwahlen im Mai 2003 haben sich Regierung und Opposition einen harten Schlagabtausch geliefert. Der balearische Ministerpräsident, Francesc Antich (PSOE), verteidigte die politischen Errungenschaften des links-regionalistischen Regierungsbündnisses Pacte de Progrés sowie die Einführung der Touristen-Steuer im vergangenen Mai. Den mit der Regierung zerstrittenen Hoteliers und Touristikunternehmern schlug Antich überraschend einen Pakt zur Förderung des „Qualitätstourismus” vor.

Der Sprecher der konservativen PP-Opposition, Josá María González Ortea, hielt der Regierung vor, nahezu auf der ganzen Linie gescheitert zu sein. Von den Bündnisparteien erhielt der sozialistische Regierungschef weitgehend Lob. Einzig der Grünen-Abgeordnete von Formentera, Joan Buades, bezeichnete die Rede Antichs als „Routine” und von „niedriger Intensität, um keinen Streit im Regierungsbündnis auszulösen”.

Die Präsidentin des mallorquinischen Inselrates und Vorsitzende der bürgerlich-regionalen Unió Mallorquina, Maria Antònia Munar, erklärte, „mehr Qualitätstourismus bedeutet mehr Golfplätze und den Ausbau der Sporthäfen”. Sie bot sich als Vermittlerin bei den Gesprächen mit den Hoteliers an. Munar erinnerte daran, ihre Partei habe bereits in der Vergangenheit Initiativen in dieser Richtung angeregt.

Die politische Kommentatorin der spanischen Tageszeitung „Ultima Hora”, Lourdes Terrasa, schloss indes die Möglichkeit einer Einigung zwischen Hoteliers und Regierung in Sachen Qualitäts-Pakt, sieben Monate vor den Wahlen, aus.

Antichs Vorstoß zu einer neuen Zusammenarbeit mit den Hoteliers sieht vor, mit gemeinsamen Qualitätsangeboten die Nachfrage nach Urlaub auf den Balearen vor allem in der Nebensaison zu erhöhen. Der Ministerpräsident appellierte an Unternehmer, Gewerkschaften und Bürger, sich am Pakt für „calidad turística” zu beteiligen. „Wir haben, was unser balearisches Tourismus-Produkt betrifft, einen gewissen Imageverlust erlitten, der aus der Vermassung, der Umweltschäden und der Dienstleistungsqualität herrührt.”

Antich zeichnete in seiner Rede den Entwurf für ein „neues Modell” einer zukunftsträchtigen Region, „in der das Wachstum, die Modernisierung und die Schaffung von Reichtum einhergehen mit dem Respekt vor dem Land, der Umwelt und dem Kulturerbe”. Das Wirtschaftswachstum muss, so Antich, einhergehen mit dem sozialen Fortschritt. Um dieses Ziel zu erreichen, sei es „notwendig zu handeln und die Entwicklungszyklen sowie die Zwänge der Mächtigen beiseite zu lassen”.

Bezogen auf die Wirtschaft erklärte Antich, die Balearen-Ökonomie werde in diesem Jahr um 1'7 Prozent zulegen, etwa so viel wie in England und damit über der Quote in der EU. Ungeachtet des Abschwungs stehe die Wirtschaft der Inseln „vernünftig saniert” mit intakter Produktionskapazität da.

In Sachen Zuwanderung schloss Antich „offene Türen” aus. Die Immigration sei gleichwohl keine Gefahr für die kulturelle Identität der Balearen. Er bat: „Widmen wir uns dem Thema ohne irrationale Ängste und Demagogie.”