W enigstens er bleibt Mallorca treu: Während viele Urlauber
diesen Sommer ein anderes oder gar kein Urlaubsziel wählen, ist
Spaniens König Juan Carlos ein Stammgast, mit dem man rechnen kann.
Seit fast 30 Jahren kommt der Monarch in Begleitung von Königin
Sofía und einer wachsenden Schar von Kindern und Enkeln auf die
Insel, um die heißesten Wochen des Jahres zwischen Sport und
Stress, aber immer mit einer frischen Meeresbrise in der Nase zu
verbringen.
Es ist wahrscheinlich die Leidenschaft für den Segelsport, die
die Königsfamilie mit einer fast schon unheimlichen Regelmäßigkeit
nach Mallorca kommen lässt. In welcher anderen Familie wäre es
schon normal, dass die längst erwachsenen Kinder, von denen zwei
selbst Nachwuchs haben, fast jeden Urlaub mit den Eltern
verbringen? Zwar hat Juan Carlos seinen für diesen Freitag
geplanten Mallorca-Besuch wegen des Konflikts mit Marokko erst mal
verschoben, doch hoffen die Mallorquiner auf seine Teilnahme an den
Sommerregatten der kommenden Wochen.
Früher segelten auch Elena und Cristina bei diesen Gelegenheiten
mit, seit der Geburt ihrer Kinder sieht man sie mehr als Zuschauer
oder an Bord der königlichen Luxusyacht „Fortuna”. Das schnittige
Boot ist bester Beweis für die Begeisterung, mit der die
Mallorquiner „ihren König” jedes Jahr auf der Insel willkommen
heißen. Das 43-Meter-Boot war das großzügige Geschenk balearischer
Unternehmer und Banken.
Die Geldgeber sind überzeugt davon, dass der regelmäßige
Aufenthalt der erlauchten Besucher eine unbezahlbare Werbewirkung
für Mallorca hat. Mit der Vorgängeryacht, die ebenfalls „Fortuna”
hieß, hatte der König einige peinliche Szenen erlebt: Mehrfach war
das Boot mit Motorschaden liegen geblieben, wenn gerade wichtige
Gäste wie etwa Prinz Charles und Lady Diana an Bord waren.
Stolze 50 Knoten soll der neue Flitzer machen – zum Leidwesen
der Begleitboote, die für die Bewachung der Familie während ihrer
Ausflüge sorgen sollen. Das Thema Sicherheit hat in den vergangenen
Jahren an Bedeutung gewonnen. Bis Mitte der 90-er sah man Königs
während ihrer Insellaufenthalte relativ unbefangen durch Palma
spazieren. Die Bodyguards arbeiteten so unauffällig, dass sie kaum
wahrgenommen wurden. Königin Sofía beim Einkaufsbummel in der
Innenstadt, Prinz Felipe beim nächtlichen Diskobesuch, König Juan
Carlos beim Plausch im Yachtclub: Das waren alltägliche Bilder.
Doch 1995 sorgte die ETA dafür, dass es vorbei war mit der
unbeschwerten Urlaubsstimmung. Erst versuchten die Terroristen
einen Anschlag auf den damaligen Oppositionsführer José Maria
Aznar, dann konnte ein Attentat auf Juan Carlos in Palma vereitelt
werden. Die drei Terroristen kamen mit einem Boot nach Mallorca und
mieteten sich in einer Wohnung im Viertel Portopí ein. Von dort aus
hatten die Scharfschützen die Yacht des Königs ins Visier genommen.
Die spanische Polizei nahm die drei Männer fest, bevor sie Schaden
anrichten konnten.
Seither gilt Mallorca wegen der Insellage zwar immer noch als
relativ sicher, doch die Überwachungsvorkehrungen wurden drastisch
verschärft. Hubschrauber, die über Palma kreisen, sind im Sommer
ein deutliches Zeichen dafür, dass der König in der Stadt unterwegs
ist.
Die Mallorquiner lieben die Königsfamilie nicht nur wegen ihrer
Werbewirksamkeit für die Insel. Sie betrachten Juan Carlos und sein
Gefolge auch wegen ihrer Natürlichkeit und Freundlichkeit als einen
der ihren. Königin Sofía wurde oft wegen ihres einnehmenden
Lächelns gelobt und verehrt, und Juan Carlos hat sich durch seine
spontane Art und seine Bereitschaft, fast jeden Scherz mitzumachen,
Freunde gemacht. Während andere Königshäuser wegen
Skandalgeschichten zerrissen oder wegen ihres Prunks beneidet
werden, wird die spanische Königsfamilie selbst von den Medien mit
Respekt behandelt. Weil sie zwar Monarchen sind, aber in erster
Linie Menschen wie du und ich.
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