W enn Sie diese Zeilen lesen, herrscht höchstwahrscheinlich
herrlichstes Wetter auf Mallorca, und das stürmische Wochenende
scheint lange, lange zurückzuliegen. Aber eben nur
höchstwahrscheinlich. Eine Wettergarantie kann es nun mal nicht
geben. Noch nicht einmal auf Mallorca, und noch nicht einmal im
Hochsommer.
Dass es „normalerweise” im Juli ganz selten so heftig und
ausgiebig regnet wie in der vergangenen Woche, ist kaum ein Trost
für die vielen tausend Gäste, die in den Hotels oder Kneipen ihres
Urlaubsortes festsaßen, weil es draußen wie aus Kübeln schüttete
und stürmte wie im Herbst. Die langen Gesichter machten es wieder
einmal überdeutlich: Mallorca ist nach wie vor ein Urlaubsziel,
dessen Hauptkapital die Sonne ist, gepaart mit Meer und Playa.
Der informierte Mai- oder Oktoberurlauber rechnet damit – wenn
er klug ist –, dass es seinen Urlaub auch verhageln kann. Der Juli-
oder August-Gast glaubt hingegen, die Sonne gebucht zu haben.
Wenn's anders kommt, ist die Enttäuschung riesengroß. Das mag der
Vernunft widersprechen – das Wetter ist nun mal ein unberechenbares
Phänomen – , ist aber nur allzu verständlich. Der Mallorca-Resident
oder der Mallorca-Vielflieger kann die paar Tage abhaken und sich
aufs nächste – dann sonnige – Wochenende freuen. Nicht so die
Familie, die für 14 Tage Mallorca lange gespart hat und sich
plötzlich mehrerer Tage beraubt sieht.
Schlechtes Wetter ist auf einer Ferieninsel schlicht
geschäftsschädigend, und schlechtes Wetter hatten wir in den
vergangenen zehn Monaten reichlich. Zufall oder Anzeichen für eine
Klimaveränderung? Die Meteorologen lassen sich selten klare
Aussagen diesbezüglich entlocken. In Zeiten, in denen die
Ferieninsel Mallorca die Massen nicht mehr automatisch anzieht, in
denen immer kurzfristiger, auch je nach Wetterlage gebucht wird,
sollte man sich aber verstärkt Gedanken darüber machen, was die
Insel, die Gemeinden oder die Hotels dem Urlauber abseits von Sonne
und Playa zu bieten haben – und da-rüber hinaus noch anbieten
müssten. Vielleicht gibt es ja auch schon ausreichend Alternativen,
und man muss sie nur bekannt machen.
Sich auf die durchschnittliche Sonnenscheindauer zu berufen,
reicht jedenfalls nicht mehr aus.
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