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Sabine Christiansen tauchte nur ganz kurz auf in der deutsch–mallorquinischen Festgemeinde.Und das auch nur indirekt und akustisch. Denn irgendwann bimmelte das Mobiltelefon des „Mallorca–Botschafters” Josep Moll Marquès in einer der Reden zur Eröffnung der Balearen–Vertretung in Berlin–Mitte. „Entschuldigung”, sagte der erste und bisher einzige offizielle Auslandsvertreter der Inselgruppe. „Das war Sabine Christiansen. Sie sagte, sie komme später.” Aber die Talkshow–Titanin erschien dann doch nicht .

Die Eröffnungsfeier am Donnerstag letzter Woche musste also auf den ganz großen deutschen Promi–Glanz verzichten. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit golft zwar gerne in Canyamel, musste der Feier aber genauso fern bleiben wie Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper. Die Parlamentsberatungen über Berlins desaströsen Haushalt hielten die Sozialdemokraten dann doch für wichtiger als die Einladung zu bisweilen langatmigen Reden, Cava und Häppchen von menorquinischem Käse und mallorquinischer Sobrassada.

So reichte eine einsame Polizistin aus, um die Gesellschaft von der gegenüberliegenden Straßenseite zu schützen. Statt deutscher A–Prominenz waren neben dem halben balearischen Kabinett, dem spanischen Botschafter, diversen Tourismus–Managern, Hoteliers und einem Schwarm mallorquinischer Journalisten und Kameraleute Nachbarn gekommen.

„Ich bin froh, dass endlich etwas Lebendiges passiert in der Nachbarschaft”, sagte der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Reinhard Bütikofer. Denn die Öko–Partei residiert mit ihrer Zentrale schon einige Zeit am Platz vor dem Neuen Tor, ein bisschen versteckt hinter dem Hochhaus der Charité–Klinik. Zwar liegt der Ort zentral und nahe dem Regierungsviertel, aber der Platz ist noch nicht wieder in alter Gestalt hergestellt, gegenüber wuchert Gestrüpp auf Ödland.

Nicht eben eine Adresse mit regem Passantenverkehr, die sich die Mallorquiner für ihr lichtes Erdgeschoss–Büro ausgesucht haben. Zufällig wird kaum ein Berliner oder ein Tourist den Weg in die Balearen– Vertretung finden. Aber der Grüne Bütikofer will gerne mal wieder vorbeischauen: „Wenn es mir bei uns zu langweilig ist oder bei schlechtem Wetter gucke ich mir hier blauen Himmel an.” Denn die weißen Wände schmücken viele großformatige Farbfotos mit blauem Meer, Sonnenhimmel, Windmühlen und beige– farbenen alten Städtchen: all die Attraktionen eben, die die Balearen zur beliebtesten Auslandsferienregion der Deutschen ge-macht haben.

Und vielleicht wird auch Bütikofer irgendwann mal auf die Idee kommen, selber auf die Insel zu reisen. Denn noch, so gestand er, habe er „keinerlei Beziehung” zu Mallorca. So hat die versteckt gelegene Balearen-Vertretung wenigstens für die Promis der kleinen Regierungspartei Chancen, den Auftrag zu erfüllen und „offenes Fenster der Inseln in Deutschland” (Eigenwerbung) zu sein.

Was jedoch in den schönen Räumen täglich geschehen soll, wußte die hübsche junge Mitarbeiterin „Pep” Molls am Eröffnungstag noch nicht so genau zu sagen. Erst mal aufsperren und dann mal sehen, Kulturveranstaltungen machen und so weiter.

Während die konkreten Programmpunkte nebulös blieben, beschrieb Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) die Ziele der ersten Auslands–Repräsentanz der Autonomen Region deutlich. Vor allem Informationen über die umstrittene Ökosteuer sollen von hier aus an die deutsche Öffentlichkeit weitergegeben werden.

„Wir wollen, dass die Deutschen alle 60 Projekte kennenlernen, die wir mit der Ecotasa finanzieren”, sagte der Ministerpräsident. Schließlich gehe es um nichts Geringeres als die „Erneuerung unseres touristischen Konzeptes” hin zu mehr Umwelt– und Sozialverträglichkeit. Mit solchen Botschaften wollen die Inseln dem seit Jahren ersten echten Einbruch auf dem deutschen Markt entgegensteuern, die Alemanes zurücklocken.

Die Hoffnung auf weiteren regen Austausch zwischen Deutschland und Mallorca äußerte auch der Vorsitzende des Tourismus–Ausschusses im Bundestag, Ernst Hinsken, auch wenn der CSU–Politiker of-fensichtlich kurzfristig die Existenz der gemeinsamen Währung in beiden Ländern vergessen hatte: Er würde sich freuen, „wenn auch von hier aus weiter Devisen nach Mallorca gebracht werden, um den Lebensstandard dort zu halten”, sagte Hinsken.

Aber nicht nur um den schnöden Mammon solle es dabei gehen, meint der Mann aus Straubing und prägte doch noch ein Wort, das auch der mallorquinischen Vertretung in Deutschland als Motto dienen könnte: Tourismus sei „die beste Außenpolitik, die es gibt”.j