Davon träumen mallorquinische Hoteliers und Reiseveranstalter
aus Deutschland und Großbritannien: Die Zahlen aus dem Rekordjahr
1999 wiederholen sich.
Kein frommer Wunsch ist das für Francesc Triay, Chef der
balearischen Hafenbehörde Autoridad Portuaria. In diesem Jahr
werden in den Häfen der Inseln voraussichtlich 745
Kreuzfahrtschiffe anlegen. 1999 waren es 746. Damals vermieden
viele Reedereien das östliche Mittelmeer: Krieg im Balkan,
Kurden-Krise in der Türkei, Terrornachwirkungen in Ägypten. Aus
diesen Gründen kamen auch viele Flugurlauber, die sich aber in
diesem Jahr nicht mehr ganz so zahlreich einzufinden scheinen.
In Palma werden die Cruiser mehr als 490 Mal Station machen
(2001: 435; 1999: 492), spektakulär ist das Wachstum auf Menorca.
Für Mahón erwartet Triay 162 Schiffe, 2001 waren es noch 148, das
Jahr davor lediglich 113, auch im Spitzenjahr 1999 waren es nicht
mehr als 145.
Nur der Hafen von Ibiza hinkt mit 90 geplanten Besuchen
hinterher. Der Rückgang von 131 aus dem vergangenen Jahr hat einen
einfachen Grund: Im Hafen wird viel gebaut, Triay rechnet fest mit
einem Wiederaufschwung, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.
Wachstum prophezeit er auch für Mallorca. „Alle Anzeichen
sprechen dafür, dass der Kreuzfahrtenmarkt insgesamt deutliche
Steigerungsraten erfahren wird”, meint er im MM-Gespräch, „davon
könnten wir etwas abbekommen”.
Seine Behörde jedenfalls will die Infrastruktur dafür
bereithalten. Wie bereits mehrfach berichtet, wird der Hafen von
Palma weitgehend umstrukturiert. Am Muelle Peraires, dort, wo jetzt
die Fährschiffe anlegen, soll exklusiv Platz für die
Kreuzfahrtschiffe geschaffen werden.
Allerdings ist der Zeitrahmen recht weit gesteckt, vor 2005
rechnet Triay nicht damit, die Cruiser an dieser privilegierten
Stelle zusammenlegen zu können. Denn dazu muss erst einmal die Alte
Mole für die Ferrys bereit sein, was wiederum voraussetzt, dass die
dortige Frachtschifffahrt auf den Dique de Oeste ausweichen
kann.
Ein wichtiges Problem, das dabei gelöst werden muss, ist der
Straßenverkehr. „Die Zu– und Abfahrten zu den Fähren und den
Frachtschiffen muss gewährleistet sein”, so der Hafenchef, „aber
das fällt in die Kompetenz der Stadt Palma, wir können nur
Empfehlungen geben.”
Einen echten Anreiz für Eile gibt es: „Mit der Europäischen
Union gibt es zwar noch keine unterschriebenen Verträge, aber doch
eine Vereinbarung, dass die Arbeiten zu 50 Prozent aus dem
Kohäsionsfonds finanziert werden sollen”, so Triay. Die andere
Hälfte soll aus den Kassen des spanischen Ministeriums für Verkehr
und Infrastrukuren kommen.
Wenn das unter Dach und Fach ist, so Triay, solle auch ein neues
Gebäude für die Abfertigung von Kreuzfahrtpassagieren gebaut
werden. Denn das existierende Fährterminal entspricht nicht den
Anforderungen der Kreuzfahrer, zumindest ist das die Meinung von
Richard Vogel, Vorstand bei Seetours (siehe nebenstehenden
Bericht). Bis es so weit ist, verspricht Triay, in dem bestehenden
Gebäude die notwendigen Verschönerungs– und Reparaturarbeiten
durchführen zu lassen.
Wenn er von seinen Zukunftsplänen spricht, verweist der
Sozialist gerne auf die positiven Auswirkungen der
Kreuzfahrtbranche auf Mallorca. Im Jahr 2000 haben die damals gut
622.000 Passagiere, die auf den Balearen anlandeten, im Schnitt
21.508 Pesetas (129'27 Euro) ausgegeben, weit mehr als ein
Flugurlauber. Außerdem bucht ein guter Teil der Seereisenden, für
die Palma als Basishafen ist, vor oder nach dem Törn einen
Hotelaufenthalt an Land.
Grund genug, mehr Werbung in diesem Bereich zu machen. Aber
Triay weiß, dass das nicht zu den Aufgaben seiner Behörde gehört,
auch wenn man auf den einschlägigen Messen in Miami, Genua und
Hamburg präsent ist. „Da müsste es ein gemeinsames Vorgehen von
Regionalregierung, den Gemeinden und natürlich der Autoridad
Portuaria geben”, findet er jedenfalls. Mit Bedauern nimmt er zur
Kenntnis, dass das Interesse daran nicht besonders groß ist:
„Anscheinend meint man, dass die Kreuzfahrtgäste Touristen wie alle
anderen auch sind.”
Da in dem Segment nach Triays Beobachtung die
Mund-zu-Mund-Propaganda und die Erfahrungen der Klienten für
Neubuchungen von entscheidender Bedeutung sind, hält er es für
wichtig, Besucher, die per Schiff anreisen, besonders zu empfangen.
„Auch da müssten die hiesigen Behörden kooperieren, um ein
Höchstmaß an Informationen und Hilfestellungen anzubieten, so dass
der Aufenthalt, der meist nur wenige Stunden dauert, so angenehm
wie möglich gemacht wird.”. Doch gegenwärtig gibt es solcherlei
Bemühungen gar nicht.
Für Triay Grund zur Warnung: „Der Markt wächst – aber auch die
Konkurrenz unter den Hafenstädten, gerade im Mittelmeer.” Steigende
Besucherzahlen seien für die Balearen deswegen keinesfalls
garantiert, auch wenn die Voraussetzungen ein ausgezeichnetes
Fundament darstellen.
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