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Die Sonne scheint bei uns. Ätsch Mallorca”, titelte schadenfroh die „Bild”-Zeitung diese Woche: Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass das Wetter in Deutschland besser ist als auf der Urlaubsinsel. Auch andere Kollegen von Medien in der regenverwöhnten Republik wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein wenig auf Mallorca herumzureiten. Das scheint ja zurzeit eh ziemlich schick zu sein. „Können Sie uns nicht ein paar Urlauber vermitteln, die so richtig sauer sind, weil Ihnen die Osterferien durch den Regen vermiest wurden?”, war eine beliebte Frage von Anrufern. Von den tatsächlichen Problemen, die das Wetter der Insel beschert, wollten sie nichts wissen.

Natürlich ist es für die Touristen ärgerlich, wenn sie anstatt der erhofften Sonne in ein anhaltendes Sauwetter geraten. Müßig zu bemerken, dass der Sonnenschein eben noch nicht mit im Pauschalpaket gebucht werden kann. Die Osterzeit machte einmal mehr deutlich, wie stark Mallorcas Wirtschaftsfaktor Nummer eins vom Wetter abhängt. Die sowieso schon rückläufigen Buchungszahlen wurden durch vorzeitig abreisende Gäste oder gar nicht erst angetretene Reisen noch mehr gedrückt.

Genauso traurig wie unnötig war der Tod zweier Deutscher, die in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag von einer Welle ins Meer gerissen wurden. Wir Journalisten auf der Insel kommen uns schon manchmal blöd vor, wenn wir immer wieder mit erhobenem Zeigefinger auf die Naturgewalten hinweisen. Aber anscheinend kann man gar nicht oft genug vor Leichtsinn warnen.

Und noch eines hat das Unwetter der vergangenen Tage mit Sturmböen von bis zu 140 Stundenkilometern klar gemacht: Mallorca braucht eine dauerhafte – sprich umweltverträgliche – Lösung zur Sanierung der Strände. Zum Glück wurden die Sturmschäden vom November bislang noch nicht mit Sand vom Meeresgrund repariert. Die künstlich aufgeschütteten Playas wären wahrscheinlich in dieser Woche erneut, zumindest teilweise, ins Meer gespült worden. Selbst wenn jetzt die Aufschüttung erfolgt, um das Saisongeschäft nicht auch noch wegen desolater Playas zu belasten, sollten die Küstenorte doch schleunigst auch alle ökologisch verträglichen Methoden in die Wege leiten, um das Problem langfristig in den Griff zu kriegen.