Nach wochenlangem Hick-Hack ist es jetzt offiziell: Die
Ökosteuer für Touristen wird auf den Balearen definitiv am 1. Mai
eingeführt. Das hat Ministerpräsident Francesc Antich am Dienstag
im Regionalparlament gegenüber Journalisten bestätigt. Damit zog
der Regierungschef einen Schlussstrich unter die Verhandlungen mit
Verbänden und Reiseveranstalter, in denen bis zum Schluss versucht
worden war, die „Steuer auf Übernachtungen in touristischen
Beherbergungsbetrieben”, so der offizielle Name der Taxe, auf den
1. November zu verschieben.
Obwohl das Gezerre um das Einführungsdatum für fortgesetzte
schlechte Presse beispielsweise in Deutschland führte, dürfte mit
Antichs Entscheidung das PR-Problem für den Archipel nicht aus der
Welt sein. Denn nach wie vor ist unklar, welche Urlauber wie zur
Kasse gebeten werden. Bereits vor Wochen hatten Reiseveranstalter
Alltours und Rewe-Touristik (ITS, Jahn-Reisen, Tjaereborg)
bekanntgegeben, dass ihre Gäste nicht zahlen würden. Eine
Sprecherin von Thomas Cook (Neckermann) in Oberursel sah sich
außerstande, zu dem Thema Stellung zu nehmen, „da wir keinerlei
offizielle Informationen haben, wie die Zahlung vor Ort abgewickelt
werden soll”.
Insofern werde man auch die Gäste nicht per Brief informieren,
die bereits eine Reise auf die Balearen gebucht haben und diese
nach dem 1. Mai antreten. Daher stellt sich die Frage, was an
Rezeptionen passiert, wenn Gäste beim Einchecken von der Taxe
überrascht werden und sich weigern zu zahlen. Soll der Hotelier die
Polizei rufen? Oder ihm die Aufnahme verweigern, obwohl der Gast
seinen Aufenthalt bereits bezahlt hat?
Bei der TUI will man diesem Problem offensichtlich aus dem Weg
gehen, indem man bereits gebuchte Passagiere per Brief informiert,
wie Juan Carlos Alía, Sprecher von TUI Spanien, gegenüber MM
erklärt.
Pere Cañellas, Präsident des mallorquinischen Hotelverbandes
FEHM, rechnet mit einer Flut von Verwaltungsklagen, die er und
seine Kollegen gegen jede einzelne Zahlungsverfügung des
Finanzamtes einlegen werden. Wie mehrfach angekündigt, wollen die
Herbergsväter die Gelder bis zum Abschluss der Rechtsstreite auf
notarielle Anderkonten einzahlen. Unklar ist allerdings, inwieweit
sie das aus eigener Tasche finanzieren können oder wollen, oder ob
sie darauf angewiesen sind, die Mittel dafür von ihren Gästen zu
kassieren. Cañellas unterstreicht, dass der Verband dazu keine
einheitliche Regelung erarbeiten könne, um nicht gegen die
Kartellbestimmungen zu verstoßen.
Vor diesem Hintergrund spekulieren Reiseveranstalter bereits, ob
Hoteliers es nicht vorziehen könnten, die Ökosteuer wegen der
Abwicklungsprobleme nicht als solche einzuziehen, sondern etwa die
Getränkepreise an der Bar erhöhen.
Immerhin dürfte den Touroperatoren genug Zeit bleiben, die
Ökosteuer für die kommende Wintersaison zu berücksichtigen. Die TUI
will sie laut Juan Carlos Alía keinesfalls in den Pauschalpreis
hineinrechnen, sondern lediglich über ihre Existenz informieren.
Alltours-Chef Willi Verhuven dagegen plant, die Taxe in das
Reisepaket zu inkludieren. Und Thomas Cook wartet noch auf
Informationen.
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