In vielen spanischen Großstädten das gleiche Bild: Am Wochenende
treffen sich Hunderte, an einigen Orten auch Tausende von
Jugendlichen auf Plätzen oder Straßen zum sogenannten „Botellón”.
Das ist kaum zu übersetzen, besser zu beschreiben: Im Spiel ist
eine Menge Alkohol und meistens auch dröhnende Musik aus
Ghetto-Blastern oder Auto-Lautsprechern. Zurück bleiben ein
Riesenhaufen Müll, genervte und wütende Anwohner und eine Polizei,
die ebenso hilf- wie tatenlos wirkt. Hintergrund: Die
Getränke-Preise in Bars und Discos sind gestiegen, viele
Jugendliche können sich den Verzehr nicht leisten, der „Botellón”
ist die billigere Alternative.
Jetzt will die Regierung aktiv werden. Man bereite ein Gesetz
vor, das den Konsum von Alkohol auf den spanischen Straßen
vollkommen untersage, kündigte Innenminister Mariano Rajoy in
Madrid an. Außerdem solle die Werbung für Alkohol eingeschränkt und
die Strafen für Läden, die alkoholische Getränke an Minderjährige
verkaufen, verschärft werden.
Gleichzeitig soll das Mindestalter für Alkoholkonsum von 16 auf
18 Jahre heraufgesetzt werden.
Kritisiert wurde das Vorhaben von der Opposition. Lieber solle man
die Prävention verbessern, geltendes Recht durchsetzen und
zusätzliche Freizeitangebote für die Jugendlichen schaffen,
forderte die sozialistische PSOE, während die Vereinige Linke eine
Erziehung für den Umgang mit Alkohol befürwortet. Bedenken kommen
auch von den Balearen. Ein solchen Verbot könne in den
Touristenhochburgen zu erheblichen Problemen führen, glaubt
Tourismus-Minister Celestí Alomar. Auch Josep Oliver, Präsident des
Unternehmerverbandes, sprach sich gegen ein Rundum-Verbot aus. „Man
muss zwischen Konsum und Missbrauch unterscheiden.” Und auf den
zahlreichen Volksfesten werde man den Genuss von alkoholischen
Getränken kaum verbieten können, glaubt etwa die stellvertretende
Bürgermeisterin von Ciutadella auf Menorca, Joana Català: „Wir sind
für einen moderaten Konsum, aber die Fiesta zu Sant Joan ist ja
wohl nicht das gleiche wie der Botellón.”
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