Ein wenig mopsgesichtig sehen sie schon aus, die Puppen aus
Pappmaschee, mit denen der Hofstaat des mallorquinischen Königs
Jaume II. (1276-1311) nachgebildet wurde. Sonst aber hält sich die
Szene mit den lebensgroßen Figuren streng an jene mittelalterliche
Miniatur aus dem Regelwerk Lleis Palatines, dem Buch über die
Palastgesetze, das im Jahre 1337 erschienen war. Die Darstellung,
die zur Vorlage des Puppen-Ensembles diente, ist die einzige
überlieferte Abbildung des Hofstaates des einstigen Königreiches
Mallorca (1276-1349) und somit ein Kernstück der Ausstellung Jaume
II. Die kleine, aber informative Schau ist noch bis 2. März in der
Kapelle im Kulturzentrum des Inselrates la Misericòrdia in Palma zu
sehen.
Jaume II. war nicht nur der erste König des Inselreiches, er war
seinem Beinamen nach auch ein guter Monarch. Denn auf ihn gehen
nicht nur zahlreiche Ortsgründungen zurück. Er gilt auch als
Förderer von Handel und Handwerk, Kunst und Kultur. In seine
Regierungszeit fällt der Baubeginn der Kathedrale von Palma, des
Kastells Bellver, die Verstärkung der Stadtmauer von Alcúdia sowie
der Festung von Capdepera.
Jaume II. erbte sein Reich von seinem Vater, dem aragonesischen
König Jaume I., der 1229 Mallorca von den Arabern wiedererobert
hatte. In seinem Testament teilte Jaume I. sein Reich zwischen
seinen Söhnen auf. Der ältere Pere erhielt die Stammlande der Krone
von Aragon und Katalonien, Jaume (II.) bekam Mallorca samt den
katalanischen Besitzungen nördlich der Pyrenäen zugesprochen, also
Montpellier und das Roussillon. Doch die brüderliche Eintracht, die
der Vater mit der Aufteilung erreichen wollte, erbrachte in der
Folge einzig mörderische Verwandtschafts– und Erbkriege, die nach
73 Jahren das Ende der Königreiches Mallorca besiegelten.
Nichtsdesto trotz spielt die Existenz des einstigen Königreiches
eine bedeutende Rolle im politischen Selbstverständnis des
mallorquinischen Inselrates, der mit viel Liebe zum Detail Exponate
aus der Zeit Jaumes II. zusammengetragen hat. Unter Sicherheitsglas
ist etwa der verbriefte Schwur des jungen Königs zu sehen. Auf dem
Pergament beeidete er, die von seinem Vater verliehenen Privilegien
und Rechte an die mallorquinischen Untertanen zu wahren.
Zu sehen ist unter anderem ein Farbfresko aus dem 13.
Jahrhundert. Das aus einem ehemaligen Wohnhaus in Palma stammende
Mauerstück zeigt eine der wenigen erhaltenden figurativen
Darstellungen aus jener Zeit. Zu sehen sind drei Frauen und ein
Pferd. Eine weitere Rarität ist die Statue der Muttergottes „Mare
de Déu de l'Esperança o dels moros”, die vermutlich noch älter
ist.
Im Innenhof des Kulturzentrums ist zudem die geographische
Struktur Mallorcas aus Holz nachgebaut. Besucher können dort
Lebensstationen Jaumes II. erwandern – gleich einem Streifzug durch
die Geschichte der Insel.
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