Wie habe ich den Euro herbeigesehnt! Eine gemeinsame Währung
verleiht Sicherheit. Jetzt muss ich meinen Geist nicht mehr mit
Umrechnungen strapazieren, die mir aufgrund mangelnder Fähigkeiten
immer Kopfzerbrechen bereitet hatten. Was mich die ersten Monate
auf Mallorca in Koexistenz mit der Peseta gekostet haben, ich mag
es mir gar nicht in Mark ausmalen. Jetzt ist alles anders: Ich habe
den Überblick.
Die Unbeholfenheit der Mallorquiner amüsiert mich. Mir bereitet
der Umgang mit dem Euro keine Mühe.
Viele Bekannten teilen meine Begeisterung nicht. Alles sei
teurer geworden, behaupten sie. Das ist die Hysterie gegenüber
Veränderungen, Angst vor Neuem, denke ich mir und lächle souverän.
„Die Leute haben die Währungsumstellung benutzt, um die Preise auf
Mallorca noch mehr in die Höhe zu treiben”, heißt es. Ein Freund
führt klare Zahlen an: „Jetzt kostet das winzige Fläschen Tabasco
im Supermarkt 60 Pfennig mehr, das ist unverschämt”, meint er.
Natürlich rate ich ihm, seinen Tabasco in Zukunft anderswo
einzukaufen. Auf Mallorca gibt es doch wohl Alternativen. Dass nun
auch bei den Dienstleistungen gehörig draufgeschlagen wird, halte
ich auch für ein Gerücht. Die Preise steigen jedes Jahr, und das
regelmäßig zum Jahreswechsel. Nur dieses Jahr fallen die Teuerungen
stärker ins Gewicht, die Menschen sind misstraurisch.
Ich nicht. Nicht mal mir selbst gegenüber. Meine Euphorie ist
grenzenlos. Nur der Blick aufs Bankkonto lässt mich stutzen: In
aller Verständlichkeit offenbart sich mir ein neuartig scheinendes
Zahlenverhältnis. Ich überpüfe genau die Vorgänge und stelle fest:
Meine Ausgaben sind im Januar höher. Und das, obwohl sich meine
Lebensgewohnheiten nicht verändert haben. Ich kaufe doch nach wie
vor in den selben Läden, fahre nicht häufiger Taxi und brauche
keinen Tabasco. Gestiegene Preise? Glücklich die Zeiten, als mir
der Überblick fehlte. Habe ich damals aufgrund meiner Rechenfehler
draufbezahlt, war es wenigstens meine Schuld.
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