Ab Mitte März tauscht Lothar Vosseler Detmold gegen Mallorca
ein. Seit Oktober steht fest, dass der arbeitslose Halbbruder von
Bundeskanzler Gerhard Schröder in Magaluf einen neuen Job hat. Für
die Betreiber des Touristen-U-Boots „Nemo” betreut er
erlebnishungrige Urlauber. Vosseler wird auf dem Zubringerboot
mitfahren, das die Kunden vom Strand zum Unterwasserfahrzeug
bringt.
Am vergangenen Wohenende kam Vosseler mit seiner Frau Gisela und
Freunden nach Mallorca, um seinen künftigen Arbeitsplatz zu
besichtigen. Das U-Boot „Nemo” liegt derzeit in Palma in der Werft,
wird gründlich überholt. „Die Vorfreude ist in den letzen Wochen
noch größer geworden”, so Lothar Vosseler im Gespräch mit
MM. „Im Oktober waren wir ein Wochenende hergekommen und
haben uns die Insel mal ein bisschen angesehen. Damals war ich das
erste Mal hier, kannte Mallorca vorher nur aus dem Fernsehen, den
Ballermann. Ich habe mir immer gesagt: Das musst du dir nicht
antun.” Doch die ersten Eindrücke führten bei dem 54-Jährigen zu
einer neuen Einschätzung: „Ja, seitdem ich etwas gesehen habe,
finde ich die Insel fantastisch!” Ab dem 15. März soll Vosseler
zunächst drei Monate für „Nemo” arbeiten. Vielleicht aber auch
länger. „Wir haben bereits darüber gesprochen, ob ich nicht doch
bis Ende Oktober bleibe”, verrät der Kanzlerbruder, der in einem
Appartement in Palmanova wohnen wird, das man in den letzten Tagen
auch schon etwas persönlicher gestaltete.
Lothar Vosseler arbeitete lange Jahre in einem Rechenzentrum,
wurde dann arbeitslos. In seinem nächsten Job inspizierte er für
ein Abwasserunternehmen Kanäle, fiel dann einer „betriebsbedingten
Kündigung” zum Opfer. Für die Medien eine ideale Konstellation:
Kanzler Schröder wollte sich an der Arbeitslosigkeit messen lassen,
und der eigene Bruder ist ohne Job. Zumal dieser das Spiel der
Medien mitmacht. 60 Folgen lang hatte Vosseler eine kultige
Radio-Sendung, er schreibt wöchentlich eine Kolumne für die
Boulevard-Zeitung „Express” und gibt auf seiner Internet-Homepage
www.lothar-vosseler.de Ratschläge.
Ihm wird der Satz zugeschrieben „Ich glaube, dass wir noch lange
Kanzler bleiben”, doch das stellt Vosseler lachend richtig: „Ich
habe gesagt, ich bin der festen Überzeugung, dass Gerd nochmal vier
Jahre Kanzler ist, und dann mach' ich das auch nochmal vier Jahre
mit.” Und wenn Gerd nicht mehr Kanzler sein sollte? „Dann bleib'
ich auf jeden Fall der Bruder ...”, betont Vosseler.
Gerhard Schröder weiß jetzt, dass er gegen Stoiber antreten
muss. Wie schätzt sein Bruder die Chancen ein? „Wie die Wahlen
ausgehen, das kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich bin der
Meinung, wenn die Frau Merkel Kandidatin geworden wäre, dann hätten
viele SPD-Wähler wahrscheinlich gesagt, ach das schafft der Gerd
sowieso, da brauchen wir nicht zur Wahl gehen. Aber jetzt sieht das
doch etwas anders aus, und ich hoffe, dass dadurch SPD-Wähler
mobilisiert werden.”
Natürlich wünscht sich Lothar Vosseler, dass ihn sein Bruder im
Laufe der Saison besucht und mit „Nemo” taucht. Ob das jedoch
geschieht, ist noch unklar: „Aus dem Bundeskanzleramt habe ich eine
Weihnachtskarte bekommen. Da hat er unter anderem auch geschrieben,
dass er mir viel Glück auf Mallorca wünscht.” Möglicherweise
verhindern die anstehenden politischen Auseinandersetzungen, dass
der Kanzler abtaucht: „Ich weiß nicht, ob er in diesem Jahr Urlaub
macht, wegen des Wahlkampfs. Aber falls er wieder hier auf Mallorca
sein sollte, werde ich ihn auf jeden Fall einladen. Und ich hoffe
auch, dass er dann kommt.” Immerhin: Schröder scheint nichts
dagegen zu haben, dass sein Bruder zum Medienstar avanciert. „Er
sieht das positiv. Nur am Anfang hat er zu mir gesagt: Wenn du das
machst, musst du nur wissen, dann wird dich die Meute hetzen. So
ist das auch gekommen. Aber ich kann damit umgehen.”
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