Ungeachtet der Vertragsunterzeichnung der deutschen
Mode-Designerin Jil Sander mit den Verkäufern des Landgutes Raixa
ist der Millionen-Deal um Mallorcas Vorzeige-Finca noch lange nicht
unter Dach und Fach. Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar (UM)
hat Widerstand gegen die Transaktion angekündigt. „Der Inselrat
hält sein Interesse am Erwerb von Raixa aufrecht”, erklärte die
„Eiserne Lady” der Insel am Dienstag. Dem „Consell Insular de
Mallorca” steht eine Frist von zwei Monaten zu, sein Vorkaufsrecht
auszuüben.
Am Freitag zuvor hatten Jil Sanders Anwälte den Kauf des
emblematischen Anwesens mit seinen berühmten Renaissanca-Gärten
perfekt gemacht. Die Hamburger Mode-Designerin, die am vergangenen
Freitag dem Landgut einen Besuch abstattete, zahlt 1'4 Milliarden
Pesetas (16'5 Millionen Mark) für Raixa und hinterlegte bereits
eine Anzahlung in Höhe von 500 Millionen Pesetas.
Das Angebot von Jil Sander lag deutlich über der Offerte von
1'26 Milliarden Pesetas, die Spaniens Umweltminister Jaume Matas
(PP) und Maria Antònia Munar abgegeben hatten. Matas' Ministerium
wollte den offiziellen Schätzwert des Landgutes, der auf 1'06
Milliarden Pesetas taxiert worden war, aufbringen. In dem Anwesen
sollte die spanische Nationalpark-Stiftung ihren Sitz erhalten. Der
Inselrat, der das Vorkaufsrecht auf den denkmalgeschützten
Herrensitz hat, wollte nach den ursprünglichen Plänen 200 Millionen
Pesetas zum Kaufpreis beitragen und sich die Nutzung der Anlage mit
dem Umweltministerium teilen.
Der Inselrat hat nun zwei Monate Zeit, mit dem Angebot von
Sander preislich gleichzuziehen. Gelingt es der
Inselratspräsidentin Munar, die fehlenden 340 Millionen Pesetas
aufzutreiben, kommt das ursprünglich aus der Araber-Zeit stammende
Landgut erstmals in öffentlichen Besitz. Kann die fehlende
Geldmenge nicht zusammengetragen werden – oder verzichtet der
Inselrat vorzeitig auf sein Vorkaufsrecht – fällt Raixa definitiv
Jil Sander zu.
In der mallorquinischen Polit-Landschaft sorgte der anstehende
Besitzerwechsel für gehörigen Wirbel, zumal die gemeinsame
Ankündigung von Matas und Munar Mitte Oktober die Hoffnung genährt
hatte, das kulturhistorische Herrenhaus komme allen Mallorquinern
zu Gute und werde vor weiterem Verfall bewahrt. „Raixa (wird) mehr
unser”, hatte etwa die spanische MM-Schwester „Ultima Hora” am 19.
Oktober getitelt.
Dementsprechend massiv fiel nun die Kritik an Umweltminister
Matas aus, der vollmundig von einer unterzeichneten Kaufoption
schwadroniert hatte, die es in Wirklichkeit nicht gab. Kritisiert
wurde ferner, dass die Öffentliche Hand nicht schon früher das seit
Jahren zum Verkauf stehende Gut erworben hatte. So hatte die
Erbengemeinschaft etwa 1997 für Raixa rund 800 Millionen Pesetas
gefordert.
„Wir sind von der Ankündigung Matas' total überrascht worden”,
sagte Jil Sander-Anwalt Rafael Barber-Llorente MM auf
Anfrage. Im Auftrag seiner Mandantin will er bereits im September
Kontakt mit der Raixa-Besitzern aufgenommen haben. Nach dem
Matas-Vorstoß sei ihm von den Eigentümern signalisiert worden,
„dass das alles nicht so sei, wie es in der Presse stehe”.
Schließlich habe er mit den Anwälten der Erbengemeinschaft die
Einigung erzielt.
Jil Sander scheint unterdessen die Ängste der Mallorquiner
hinsichtlich eines Ausverkaufs ihrer Insel an reiche Deutsche gut
zu kennen. Über ihren Anwalt versicherte die „Mode-Schöpferin der
klaren Linie”, den Zugang der Öffentlichkeit zu Raixa garantieren
zu wollen. Die 58-Jährige erklärte, das Anwesen und die Gärten mit
aller Liebe zum Detail originalgetreu renovieren zu wollen.
Barber-Llorente: „Auch der alte Wächter, der seit seiner Kindheit
dort lebt, darf bleiben.”
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