Für einige hat die Hektik schon begonnen: „Was schenke ich wem”
ist die Preisfrage. Ich kenne kaum jemanden, der immer dann
Geschenke einkauft, wenn er etwas sieht, das einem seiner Lieben
gefallen könnte. Selten wird die Gunst der Stunde genutzt. Man mag
es sich noch so oft vornehmen, aber der Kelch an originellen Ideen
wandert während des Jahres einfach vorbei.
Wie jedes Jahr beginnt also jetzt die Zeit des Grübelns und des
Lauerns auf Äußerungen, die geheime Wünsche verraten. Meist ist das
Angebot größer als die Kapazität des eigenen Bankkontos; es kann
aber auch passieren, dass man überhaupt keine Idee hat, womit man
Tante Elise oder Vetter Juan beglücken könnte. Es soll Leute geben,
die darüber schlaflose Nächte verbringen.
Ich kenne viele, die angesichts des Geschenke-Stresses Jahr für
Jahr erklären: Dieses Mal klinke ich mich aus, dieses Mal
verschenke ich nichts. Sie reden dann von Konsumterror und vom
Austausch von unnützen Gegenständen und beschwören vergangene
Zeiten, als noch andere Werte zählten, herauf. Sie wollen beweisen,
dass wir alle eigentlich gar nichts brauchen, dass wir sowieso
schon mit viel zu viel Ballast durch das Leben gehen. Sie vertreten
ihre Theorien mit Nachdruck, und die meisten von uns geben ihnen
Recht.
Doch dann rückt das Weihnachtsfest immer näher. Und spätestens
ab dem 20. Dezember tritt ein Sinneswandel ein. Wäre es nicht
vielleicht doch ganz schön, Tante Elise den elektrischen
Wasserkocher zu schenken, und würde sich Vetter Juan nicht
vielleicht doch über ein Paar Motorradhandschuhe freuen? Plötzlich,
ganz plötzlich sehen sie überall Dinge, von denen sie auf einmal
absolut überzeugt sind, dass sie als Geschenk ein Muss sind. Noch
auf die letzte Minute rasen sie in die Geschäfte, telefonieren mit
Boutiquen und Lieferanten.
Sie könnten sich den Stress ersparen, wenn sie gleich zugeben
würden, dass Weihnachten ohne eine klitzekleine Gabe – liebevoll
verpackt mit Schleife und Geschenkpapier – für jene, die man mag,
kein richtiges Weihnachten ist.
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