Jil Sander ist als Frau mit viel Sinn für Schönheit bekannt. Und
da sie auch über die erforderlichen Mittel verfügt, den Landsitz
Raixa in alter Pracht erstrahlen zu lassen, sollten sich die
Mallorquiner nicht gegen den Erwerb des Anwesens durch die deutsche
Designerin wehren.
Denn was wäre die Alternative? Wenn Matas und Munar den
Kaufpreis von 1'4 Milliarden Pesetas (16'5 Millionen Mark)
aufbringen, bleibt die Frage nach der Finanzierung der Renovierung.
Können Madrid und Consell Insular noch einmal tief in die Tasche
greifen? Oder werden etwa die, die sich so vehement gegen den
Verkauf an Frau Sander aussprechen, dann für die Renovierung Raixas
spenden?
Jil Sander dagegen ist bereit, dafür einen Betrag in Höhe des
Kaufpreises zu investieren. Die Kritiker sollten nicht vergessen:
Dabei muss sie sich an die spanischen und mallorquinischen
Vorschriften des Denkmalschutzes halten, die wildes Umbauen
verhindern. Zudem verspricht sie, die wichtigsten Teile Raixas der
Öffentlichkeit zugänglich zu lassen.
Die Diskussion um Raixa ist, wie die vor zwei Jahren, als es um
den angeblichen Ausverkauf der Insel an Ausländer ging, von
Provinzialismus und Ausländerfeindlichkeit geprägt. Gedacht wird
mit dem Bauch, nicht mit dem Kopf. Denn gern vergessen wird:
Wo ein ausländischer Käufer ist, ist auch ein mallorquinischer
Verkäufer.
Ohne die ausländischen Käufer wäre viel historische
mallorquinische Bausubstanz für immer verloren.
Die Mallorquiner leben seit Jahrzehnten prächtig von den
Ausländern, Urlaubern wie Residenten.
Im Zeitalter der Globalisierung kaufen und verkaufen
mallorquinische Unternehmen in der ganzen Welt. Viele Privatleute
haben längst Grundbesitz und Bankkonten im Ausland.
Mallorca ist nicht mehr Provinz wie vor hundert Jahren, sondern
Teil einer neuen Welt und eines neuen Europa. Warum soll eine
europäische Unternehmerin nicht in die Rettung eines
mallorquinischen Denkmals investieren?
Für Raixa und Jil Sander gilt dasselbe, was auch für die Fincas
auf dem Lande und ihre ausländischen Besitzer gilt: Die Eigentümer
kommen und gehen, aber die von ihnen renovierten Gebäude nicht. Sie
bleiben Mallorca und den Mallorquinern.
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