MM: Seit der Gründungsversammlung Ihres „Gemeinnützigen
Deutsch-Mallorquinischen Vereins” im April ist es still geworden um
Sie. In der Zwischenzeit erfolgte das Prozedere der behördlichen
Genehmigungen und der Eintrag ins Vereinregister. Jetzt meldet sich
die „Associació Alemanya i Mallorquina” zurück. Warum hat es so
lange gedauert?
Abel: Wir sind auf Mallorca, und da dauert halt alles etwas länger.
Wir hatten auf das Genehmigungsverfahren keinen Einfluss. Es hat so
lange gedauert, bis alles fertig war.
MM: Was geschah in den vergangenen Wochen?
Abel: Wir mussten Computer anschaffen, uns um eine Sekretärin
kümmern, Briefbögen, Info-Broschüren und Satzungen drucken. Es ist
fast so viel Aufwand, wie eine Firma zu gründen.
MM: Wie viele Gründungsmitglieder haben Sie?
Abel: Wir haben mit etwa 20 Mitgliedern mehr, als zur Gründung
notwendig waren. Wir sind darüber hinaus stolz darauf, dass drei
Mallorquiner dabei sind. Es sind dies der zweite Vorsitzende sowie
unser Vereinsanwalt. Auch unsere Kassenwartin ist eine
mallorquinische Rechtsanwältin, die bei der Sparkasse Sa Nostra
arbeitet.
MM: Im April hatten Sie erklärt, rund 5000 Mitglieder
anzupeilen. Gilt das noch?
Abel: Da sind wir nach wie vor guter Dinge, dass wir das
schaffen.
MM: Wie wollen Sie das konkret erreichen?
Abel: Wir werden verschiedene Arbeitskreise gründen. Da ist für
alle Interessen etwas dabei, angefangen vom Schulverein über
Seniorenbetreung, Kunst und Kultur bis hin zu einem Unternehmer–
und Selbstständigen-Workshop, an dem sich beruflich aktive Leute
beteiligen können. Zusätzlich planen wir, in den Kommunen der Insel
Ortsvereine zu gründen. Die erste Gründung in Santa Margalida ist
schon in vollem Gange. Inselweit haben wir derzeit 100
Mitgliedsanträge vorliegen.
MM: Bis wann wollen Sie auf die 5000 Mitglieder
kommen?
Abel: Wir müssen da einen Schritt nach dem anderen tun. Wir sind
jetzt mit unserem Papierkram fertig. In der kommenden Woche gehen
wir im Rahmen einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit. Am
Samstag, 8. Dezember, haben wir um 17 Uhr im Pueblo Español in
Palma unsere erste Mitgliederversammlung seit der
Gründungsversammlung. Dort wollen wir allen, die sich dafür
interessieren, den Verein vorstellen.
MM: Wo befindet sich der Vereinsitz?
Abel: Er ist zurzeit im Polígon Son Castello. Das Büro mit eigener
Telefonummer befindet sich provisorisch auf dem Gelände unserer
Firmenverwaltung, allerdings in einem separaten Teil. Es hat nichts
mit meiner Firma zu tun. Wir haben vor, sobald Geld in der Kasse
ist, in Palma ein Büro zu eröffnen.
MM: Was sind die Ziele des Vereins?
Abel: Unsere Hauptziele sind Integration sowie die Förderung eines
freundschaftlichen Verhältnisses mit den Mallorquinern. Einer der
Wege, wie wir das erreichen können, ist auch das Feiern von Festen.
Ich glaube, das ist die beste Art, um sich persönlich
kennenzulernen. Wir werden im kommenden Jahr bestimmt einige Feste,
vielleicht schon zur Karnevalszeit zusammen feiern.
MM: Die Planungen für den Verein laufen nun schon länger.
Welchen Eindruck haben Sie in Gesprächen mit Deutschen,
Mallorquinern und Festlandspaniern gewonnen? Wird der Verein
positiv aufgenommen?
Abel: Ich muss ehrlich gestehen, ich hatte bislang mehr Kontake mit
Mallorquinern als mit Deutschen. Es hat mich sehr überrascht: Die
Pläne wurden überaus positiv aufgenommen. Wir wollen uns daran
messen lassen, wie hoch unser Prozentsatz an Mallorquinern im
Verein sein wird. Das ist einer der wesentlichsten Punkte, worin
wir uns von anderen deutschen Vereinen, die sich ebenfalls der
Integration verschrieben haben, unterscheiden werden.
MM: Sprachen Sie auch mit spanischen Behörden?
Abel: Ja, es gab einen schriftlichen Kontakt mit Palmas
Oberbürgermeister Joan Fageda. Wir haben im Rahmen unserer
Aktivitäten des Kulturaustausches und der besseren Zusammenarbeit
zwischen Deutschen und Mallorquinern eine Städtepartnerschaft für
Palma angeregt. Es gab daraufhin Vorgespräche mit einer
Landeshauptstadt in Deutschland – den Namen möchte ich noch nicht
nennen. Das Ergebnis wurde dem Bürgermeister Fageda angetragen, er
hat sich daraufhin sehr positiv geäußert. Sein Schreiben liegt
jetzt seinem deutschen Amtskollegen vor. Ich glaube, dass die
Entscheidung in den nächsten Tagen fällt. Und auch das ist schon
eine Aktivität unseres Vereins.
MM: Sie hatten im Frühjahr darüber geklagt, dass das
Verhältnis zwischen Deutschen und Mallorquinern schwieriger
geworden sei, dass es Animositäten gegeben habe. Wie hat sich die
Situation Ihrer Meinung nach im vergangenen Halbjahr
entwickelt?
Abel: Ich muss feststellen, das Verhältnis verläuft wellenförmig.
Es gibt mal Höhen, mal Tiefen. Vor ein bis zwei Jahren war
feststellbar, dass wir uns in einem nicht so guten Verhältnis
befunden haben. Es ereigneten sich etwa unliebsame Polizeiaktionen,
bei denen man das Gefühl bekam, ein deutsches Nummernschild werde
nicht so gut behandelt wie ein spanisches. Es gab zudem unbedachte,
negative Äußerungen von Seiten der Balearen-Regierung. Im
Augenblick scheint es so, dass wir aufgrund der negativen Stimmung
einen Rückgang von 20 bis 25 Prozent des deutschen Tourismus
erleben. Ich rede jetzt von Erfahrungssätzen aus meinen Geschäften
und aus den deutschen Geschäften, mit denen ich zu tun habe, also
überwiegend an der Playa de Palma oder in Cala Ratjada. Und ich
glaube, dass man jetzt gemerkt hat, dass man da doch nicht auf dem
richtigen Weg war. Im Augenblick sehe ich wieder eine aufkommende
Sympathie für die Deutschen, und man liest ja auch in den Medien
nichts Negatives mehr.
MM: Ist diese Wellenbewegung vom Portemonnaie bestimmt oder
ist es ein Wandel in der zwischenmenschlichen Haltung?
Abel: Ich glaube, dass diese Aufwärtsbewegung einerseits schon
etwas mit dem Geld zu tun hat. Ich bin aber andereseits auch der
Meinung, dass zwischen Deutschen und Mallorquinern ein herzliches
und gutes Verhältnis besteht, und das wollen wir auf jeden Fall
pflegen. Das, was die Presse wiedergibt, ist nicht immer der
Spiegel dessen, wie die Mallorquiner wirklich über die Deutschen
denken.
MM: Hehre Worte.
Abel: Ich glaube auch, dass es eine Schicht gibt auf Mallorca, die
den Wert dieser Freundschaft zu schätzen weiß. Leute, die besser in
das Thema „Deutsche und Mallorquiner” involviert sind und sich
Gedanken machen. Die geben nicht das wieder, was von einigen
übertriebenen Nationalisten abgesondert wird.
MM: Das Bild von einer bestimmten Gruppe in der
Öffentlichkeit wird oft durch Einzelpersonen bestimmt. So in den
letzten Tagen von Jil Sander, die Raixa kaufen will. Wie beurteilen
Sie das?
Abel: Es ist zwar so, dass von deutscher Seite viel gekauft worden
ist, aber viele Fincas wären heute längst verfallen, wenn unter
anderem Deutsche nicht den Wert dieser alten, historischen Gebäude
erkannt und sie mit viel Liebe zum Detail wieder hergerichtet
hätten. Das wird auch von Mallorquinern so anerkannt. Ich bin
sicher, dass Jil Sander das Objekt behutsam im Interesse der
mallorquinischen Kultur behandeln und mit Gefühl und Einvernehmen
restaurieren wird. Ich glaube nicht, dass das ein Nachteil für
Mallorca ist, wenn sie das Landgut erwirbt.
MM: Dienen die Eskapaden des Hasso Schützendorf der
Verbesserung des deutsch-mallorquinischen Verhältnisses?
Abel: Ach ja, ich glaube, der Hasso trägt – und das ist wohl das,
was er will – ein bisschen zur Belustigung dieses Verhältnisses
bei.
MM: Kommen wir zurück auf die deutsch-mallorquinische
Associació. Wie möchte sich der Verein finanzieren?
Abel: Erstens durch Mitgliedsbeiträge. Unser Jahresbeitrag beträgt
8000 Pesetas pro Person, Ehepaare zahlen zu zweit 10.000 Pesetas,
Rentner und Studierende 3000 Pesetas. Zweitens durch Spenden.
Drittens durch Sponsoren, und dann auch über Einnahmen, die wir mit
unseren Festen erzielen. Ich glaube, dass da durchaus ein
Überschuss zu erwirtschaften ist. Dabei werden wir uns
wahrscheinlich von allen Vereinen, die bislang da waren, wesentlich
dadurch unterscheiden, dass wir anschließend unsere Einnahmen bis
ins letzte Detail zur Nachprüfung offenlegen werden. Es wird auf
keinen Fall geduldet, dass sich jemand durch die Mitgliedschaft im
Verein Vorteile verschafft.
MM: Geht der Verein auch ins Internet?
Abel: Auf jeden Fall. Wir haben sehr Computer-erfahrene Mitarbeiter
im Vorstand. Es ist vorgesehen, so schnell wie möglich eine eigene
Homepage zu installieren, wobei es wohl in diesem Jahr nicht mehr
klappen dürfte. Wir planen auch, eine Vereinszeitung
herauszubringen, so dass es nicht mehr zu so einer langen
Sendepause kommt, wie wir sie bis jetzt hatten, wo die Leute nicht
wussten, was der Stand der Dinge ist. Nach der Bearbeitung der
Beitrittsanträge werden wir im kommenden Jahr auch die
Vereinsausweise ausgeben.
MM: Vereinsausweise?
Abel: Ich sehe schon, worauf Ihre Frage abzielt. Sollte es irgendwo
Vergünstigungen geben auf den Vereinsausweis, wird das nicht bei
Abel sein, das will ich Ihnen schon jetzt sagen. Ich möchte da auf
gar keinen Fall eine Vermischung von Vereins– und
Geschäftsinteressen. Das schließe ich vollkommen aus!
MM: Wie lange bleiben Sie Präsident?
Abel: Ich mache es gerne jetzt für zwei Jahre. Wenn dann jemand
kommt, der diese Sache mit Elan vorantreiben will, mit mehr Zeit
und Aussicht auf Erfolg, würde ich mich freuen. Ich rechne nicht
damit, Präsident auf Lebenszeit zu werden.
MM: Sie haben mittlerweile fünf Enkel, vom Säugling bis zum
17-jährigen Teenager, die mehr Mallorquín als Deutsch sprechen.
Bedauern Sie, dass die deutsche Kultur des Großvaters in der
dritten Generation weniger stark präsent ist?
Abel: Das bedaure ich schon, und das ist auch ein Punkt, wo wir als
Verein einhaken werden. Geplant ist eine Arbeitsgruppe Deutscher
Schulverein. Wir wollen an mallorquinischen Schulen den
Deutschunterricht fördern. Der Unterricht soll selbstverständlich
auch für interessierte Mallorquiner offen sein. Sicherlich nehmen
die Kenntnisse mit der dritten, vierten, fünften Generation ab. Das
ist normal, und wenn es denn so ist, dann ist es doch eigentlich
das, was sich die Mallorquiner von uns wünschen.
Mit Horst Abel sprachen Michael Blum und Alexander Sepasgosarian.
ZUR PERSON:
HORST ABEL
Horst Abel (62) gehört zum Urgestein der deutschen Residenten auf
Mallorca. Der aus Fulda stammende Metzgermeister errichtete in 32
Jahren auf der Insel erfolgreich ein Fleischwaren-Unternehmen, in
dem heute seine Kinder mitarbeiten. In Palma versuchte sich der
Geschäftsmann vorübergehend auch in der Brauwirtschaft.
1998 Jahre produzierte Mallorcas „Wurst-König” Schlagzeilen, als er sich als Politiker versuchen und auf der Insel eine deutsche Partei ins Leben rufen wollte. Nach massiver Kritik, Geschäftseinbußen und sogar Morddrohungen ließ er die Pläne fallen.
Im April 2001 initiierte Horst Abel den „Gemeinnützigen Deutsch-Mallorquinischen Verein” (AAM).
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