,,Stellt euch vor, es ist Krieg, und niemand geht hin”, schrieb
Bertold Brecht. ,,Glücklich die Zeiten, das es noch Kriege gab”,
schrieb Günter Anders angesichts von Auschwitz und Hiroshima.
,,Wenn fern in der Türkei die Völker aufeinander schlagen”,
dichtete Heinrich Heine.
Ich stelle mir vor: Es ist Krieg auf Mallorca. Palma ist von
feindlichen Truppen bedroht. Es heißt, man habe schon auf die
Kathedrale geschossen. Unersetzliche Kulturgüter würden zerstört
werden. Rufe nach Maßnahmen der UNO werden laut.
Dann die nächste Meldung: Pollença ist belagert. Die gesamte
Bevölkerung ist, bis auf die wehrfähigen Männer, eingeschlossen.
Dann werden Sineu, später Manacor, Inca und Sa Pobla von
schwerbewaffneten Freischärlern in Angst und Schrecken
versetzt.
Auch die Post– und Telefonverbindungen reißen ab, alle Flüge
werden aus Sicherheitsgründen abgesagt. Ein Aufschrei des
Entsetzens hallt durch Port d'Andratx, durch Illetes und Calas de
Mallorca. Soll man etwa ganze Urbanisationen evakuieren?
Noch gilt nicht: Rette sich, wer kann. Noch gilt: Rette, was zu
retten ist. Es gibt gut organisierte Versorgungsflüge: Lebensmittel
und Medikamente werden nach Mallorca gebracht,
Zweithaus–Einrichtungen herausgeschafft. Das sorgt für Auslastung
der Flüge. Manchmal werden auch alte oder gebrechliche Residenten
ausgeflogen, aber nur sofern sie bürgende Verwandte in Deutschland
haben. Doch der Krieg geht weiter.
Warum? Das interessiert niemanden. Man beschließt achselzuckend:
Da, nach Mallorca, kann man nicht mehr hinfahren. Kein Ferienziel
mehr, außer für Abenteuerurlauber.
Mancher denkt wehmütig an ,,die herrliche Sonneninsel, die ich
so geliebt habe”. Aber wer will schon bei Granateneinschlägen
Champagner im noblen Yachthafen schlürfen. Da bliebe einem glatt
der lauwarme Lachs an Trüffel-Estragon-Sauce im Hals stecken.
Stellt euch vor es ist Krieg, und kein Tourist geht mehr
hin.
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