Einen Superlativ hatten die Balearen in der jüngsten
Vergangenheit abonniert: den Europarekord beim Wirtschaftswachstum.
Keine andere Region des Kontinents konnte alljährlich Zuwachsraten
von mindestens sechs Prozent vermelden.
Das war einmal. Auguren glauben gar, den verwöhnten Ferieninseln
stehe eine Rezession ins Haus.
Wie kam es zu dieser fatalen Entwicklung? Eine Antwort gibt
Stefan Pichler, Vorstandsvorsitzender der Thomas Cook AG und damit
auch Neckermann-Chef: „Die Insel ist von der mallorquinischen
Regierung unnötig schlechtgeredet worden”.
Als der sogenannte „Fortschrittspakt” aus Sozialisten,
Kommunisten, Nationalisten und Grünen vor zwei Jahren die
konservative Volkspartei in der Balearen-Regierung ablöste (im
Inselrat hatte man schon die Mehrheit), ging es munter los:
Zuerst tönte eine einfältige Ministerin, vier (statt damals
sieben) Millionen Urlauber seien auch genug.
Dann begann das endlose Gezerre um eine Umweltabgabe für
Urlauber, die nun ab November kassiert werden soll, obwohl die
Madrider Regierung gegen diese Regionalsteuer beim
Verfassungsgericht klagen will.
Und schließlich dachte sich der Inselrat noch ein –
heißdikutiertes – Moratorium aus, das die Bauwut einschränken
soll.
Weil Mallorca „in” ist, berichteten vor allem die deutschen und
britischen Medien ausführlich. Mit fatalen Folgen: Urlauber bleiben
aus („Man will uns auf Mallorca nicht mehr”); Reiseveranstalter
planen um (Warum nicht Bulgarien?), Investoren halten sich zurück.
Der Motor der Wirtschaft beginnt zu stottern.
Die Regierenden meinen es gut. Aber sie machen den schrecklichen
Fehler, nicht zu Ende zu denken: Ihnen sind die Konsequenzen ihrer
Politik, die massiv ins Wirtschaftsleben eingreift, nicht klar.
Deutlich weniger Wirtschaftswachstum oder gar eine Rezession
bedrohen in großem Umfang Arbeitsplätze. Hotels werden geschlossen
werden, Firmen dichtgemacht. Der Wohlstand in der reichsten Region
Spaniens wird abnehmen.
Die Politik verkauft sich jedoch so gut, dass die
Bevölkerungsmehrheit der Inseln der Politik des „Fortschrittspakts”
Umfragen zufolge nach wie vor Beifall zollt. Ihr steht ein böses
Erwachen bevor.
Aber auch eine Wahl: in zwei Jahren.
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