Noch ist ungewiss, ob die vom Balearenparlament beschlossene
Ökosteuer für Touristen je eingezogen wird – die Verfassungsklage
des spanischen Finanzministeriums wegen Doppelbesteuerung scheint
gewiss. Zwar wird sie allem Anschein nach nicht schon am Freitag,
1. Juni, eingereicht, aber noch diesen Monat.
Das würde bedeuten, dass die Abgabe mindestens ein halbes Jahr
auf Eis liegt, bis das Verfassungsgericht in einer ersten
Entscheidung beschließt, ob das Gesetz bis zum endgültigen Urteil
angewendet werden kann oder weiter ausgesetzt bleibt. Davon
unbeeindruckt hat das balearische Tourismusministerium bereits
angefangen, das Fell des noch nicht erlegten Bären zu verteilen.
Minister Alomar hat einen Investitionsplan in Höhe von 87
Milliarden Pesetas (1'02 Milliarden Mark) vorgelegt, der aus den
Einnahmen der Taxe finanziert werden soll. Da die pro Jahr bei zehn
bis zwölf Milliarden Pesetas liegen sollen und die
Regionalministerien für Umwelt und für Finanzen ihre Projekte noch
nicht präsentiert haben, ist mit einer Erfüllung des Plans nicht
vor Ablauf von zehn Jahren zu rechnen.
In dem Plan enthalten sind unter anderem die „komplette
Renovierung der touristischen Gemeinde Calvià” (20 Milliarden
Ptas.), „Menorca, Naturraum und Tourismus” (18 Milliarden), die
Sanierung des Altstadtkerns von Ibiza (9'6 Milliarden), die
„Wiederherstellung und Aufbereitung touristisch genutzter Flächen”
(7'9 Milliarden) oder die „Komplette Sanierung von Port de Sóller”
(7'1 Milliarden), um die wichtigsten zu nennen.
Selbst wenn die Ökosteuer vor dem Verfassungsgericht Bestand
haben sollte – schließlich haben die Fachleute im balearischen
Finanzministerium lange über der Frage gebrütet, wie eine
Doppelbesteuerung zu vermeiden ist –, droht weiteres Ungemach. Die
Hoteliers, die die Steuer einziehen müssten, wollen gegen die
Ausführungsbestimmungen vor das Verwaltungsgericht ziehen.
Die Bestimmungen gibt es allerdings noch gar nicht. Am
Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) musste sich
Tourismusminister Alomar im Parlamentsausschuss für Tourismus den
Fragen seines Vor-Vorgängers im Amt, Joan Flaquer, stellen, der
Details über die Abwicklung der Taxe erfahren wollte.
Vor dem Hintergrund der hitzigen Diskussion über die Ecotasa
entwickelt sich die beginnende Sommersaison eher durchwachsen.
Einige Hoteliers, die vor allem mit deutschen Gästen arbeiten,
beklagen drastische Rückgänge bei der Auslastung. Im Mai sollen es
zum Teil nur 40 Prozent gewesen sein. Sie geben dafür der
Regionalregierung mit ihrer „verfehlten” Politik die Schuld.
Deutsche Reiseveranstalter deuten an, dass es in diesem Jahr
bestenfalls ein Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres geben
wird.
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