Der Alcampo-Komplex an der Autobahn nach Inca ist beliebtes Ziel
für Großeinkäufer. Und offenbar auch für kriminelle Reifenstecher,
die den Parkplatz des Einkaufszentrums nutzen, um Opfer
auszuspähen, die sie auf dem Heimweg überfallen.
Die Masche ist einfach. Ein Reifen am Wagen des Opfers wird so
beschädigt, dass die Luft langsam entweicht. Wenn der Fahrer nach
einigen Kilometern den Schaden bemerkt und aussteigt, um das Rad
auszutauschen, wird das Auto ausgeräumt.
Arglos stieg auch Albert Krifft vor gut einem Jahr in seinen
Pkw, nachdem er zusammen mit seiner Frau eingekauft hatte. „Auf der
Einfahrt zur Autobahn habe ich den Platten bemerkt”, erinnert sich
der Kölner, der in Port d'Alcúdia lebt. „Ich hielt auf dem
Standstreifen und begann, den Reifen zu wechseln. Er hatte nur ein
kleines Loch.”
Als er schon dabei war, die Einkäufe wieder in den Kofferraum zu
laden, hörte er den Schrei seiner Frau: „Der hat meine Tasche.” Da
war es bereits zu spät. Der Räuber hatte die Tür aufgerissen, die
Beute herausgezogen und sich aus dem Staub gemacht. „Ich hab nur
noch gesehen, wie er im Unterholz verschwunden ist”, sagt Albert
Krifft. Anzeige bei der Polizei in Alcudia hat der 70-Jährige
erstattet, ohne Erfolg. Rund 100.000 Pesetas, Handy und Papiere
blieben verschwunden.
Gleich zweimal waren Anna-Maria und Emanuel Swoboda im Visier
der Reifenstecher. Auch die Deutsche und der Österreicher, die in
Port d'Alcídia eine Dehler-Yachtvertretung leiten, waren bei
Alcampo einkaufen. Der erste Fall ereignete sich nur eine Woche
nach dem Überfall auf das Ehepaar Krifft, Bekannte der Swobodas.
„Ich hab mich an die Geschichte erinnert, das war wohl mein Glück”,
erinnert sich der Österreicher.
Als er nach einiger Zeit den Schaden an einem Vorderreifen
bemerkte, verließ er die Autobahn an der nächsten Ausfahrt, blieb
aber nicht auf der Straße stehen, sondern versteckte sich hinter
einem Baucontainer. Der Vorderreifen hatte ein Loch an der
Seitenwand. „Kein Zufall”, ist Emanuel Swoboda sicher, „die Reifen
waren nagelneu.”
Bis nach Inca fuhr das Paar nach einer Einkaufstour in der
vergangenen Woche, ehe es den Schaden bemerkte. An die
Reifenstecher dachten Swoboda da zunächst nicht mehr. „Aber als
meine Frau losgegangen war, um einen passenden Schlüssel von der
Tankstelle zu holen, hielt plötzlich ein Auto neben mir. Einer der
Insassen deutete auf das Heck. „Da habe ich geahnt, was passieren
würde und habe ihnen klar gemacht, dass sie verschwinden sollen.”
Er habe dann noch bemerkt, wie der Pkw einen dritten Mann in
unmittelbarer Nähe einsteigen ließ und dann wegfuhr, so der
Österreicher.
Auch mit der Alcampo-Geschäftsleitung habe er sich schon in
Verbindung gesetzt, sagt Emanuel Swoboda. Das Problem sei bekannt,
habe ihm der Sicherheits-Chef versichert. Auch die Guardia Civil
zeige mit einer Streife regelmäßig Präsenz. Auf frischer Tat zu
fassen sind die Täter nur mit viel Glück. Denn ein Reifen ist in
Sekundenschnelle beschädigt, und der bloße Aufenthalt auf dem
Parkplatz ist nicht verboten.
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