Erster BSE-Verdachtsfall auf Mallorca. Vor wenigen Monaten noch
wäre das d i e Nachricht gewesen, sogar in Deutschland.
Diese Woche war es soweit, aber der Aufschrei blieb aus. Selbst
in den Lokalzeitungen beherrschte die Hiobsbotschaft nur einen Tag
lang die Titelseiten, dann waren die Verkehrstoten oder
Politskandale wieder wichtiger.
Die Medien spiegeln nur das Interesse der Bevölkerung wider. Und
das ist gering. BSE und MKS, das war mal. Und an die
Blauzungenseuche der Schafe im vergangenen Jahr erinnert sich gar
keiner mehr. Der Lammbraten ist ebenso wie das Rindersteak längst
wieder auf den Speiseplan zurückgekehrt.
Dass die BSE-Hysterie nachgelassen hat, ist eher mit gut zu
bewerten. Doch was nun passiert, deutet darauf hin, dass jegliche
Vorsicht vergessen wird. Und das ist gar nicht gut.
Beispiel MKS: Wer die Desinfektionsmatten vor den Jets aus Great
Britain am Flughafen Palma sieht, kann sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass es sich um eine Show zur Beruhigung des Gewissens
und der Besorgten handelt, nicht aber um eine wirksame
Abwehrmaßnahme. Der Autor konnte am Sonntag beobachten, wie die
Teppiche so vor die Gangways gelegt wurden, dass die aussteigenden
Passagiere sie mit einem Fuß betraten, mit dem anderen gleich den
Asphalt.
Beispiel BSE: Das einzige, was nach der Entdeckung der
,,wahnsinnigen” Kuh von Campos in dieser Woche auf Mallorca
diskutiert wurde, waren die Möglichkeiten, die vorgeschriebene
Massentötung des betroffenen Viehbestands zu vermeiden. Die
Insel-Bauern fordern gar, die Rinder-Tests zurückzufahren und
beschuldigen das Landwirtschaftsministerium, mit der
Veröffentlichung des Falles die Landwirte zu kriminalisieren.
Als die Tierseuchen ganz Europa erschütterten, konnte man damit
rechnen, dass sie auch etwas Positives bewirken würden, nämlich
eine Änderung der Agrar-Produktion und der Essgewohnheiten. Nicht
nur in Deutschland, sondern auch in Spanien. Aber Menschen sind
vergesslich, und Nachrichten haben ein rasches Verfallsdatum. So
wie es jetzt aussieht, wird sich zumindest hierzulande nicht viel
ändern.
Man möge mir den Sarkasmus verzeihen: Hoffen wir auf den
nächsten Skandal. Er kommt bestimmt.
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