In dieser Branche scheinen die Träumer besonders stark vertreten
zu sein: Eine Bar oder ein Restaurant zu eröffnen, könne doch kein
Problem sein, meinen viele, die das Kneipendasein bislang
allenfalls von der anderen Seite des Tresen kennengelernt haben.
Besonders verlockernd scheint das Bierzapfen unter Palmen zu sein:
So schnell wie in den deutschen Urlaubszentren auf Mallorca die
Pinten eröffnen – und wieder dicht machen – kann man kaum schauen.
,,80 Prozent derjenigen, die ohne Ahnung herkommen und ein Lokal
eröffnen, sind nach einem Jahr wieder weg”, hat Ralph Schillinger
beobachtet, der mit seiner Firma Gastro Line (Cala Ratjada) seine
Dienste als Berater in der Gastronomie und Hotellerie anbietet.
,,Im Prinzip tauchen immer wieder die gleichen Probleme auf”,
sagt Schillinger, der früher in Deutschland als Wirt und dann in
einem Lokal von Wurstfabrikant Horst Abel auf Mallorca als
Geschäftsführer tätig war.
Besonders problematisch sei die Sache mit den Lizenzen – oder
besser gesagt mit den fehlenden Lizenzen. ,,Viele Neuankömmlinge
gehen davon aus, dass ein Lokal, das früher schon einmal geöffnet
war, alle nötigen Genehmigungen hat.” Doch dem ist nicht immer so.
Die Ahnungslosen pachten das Lokal – dürfen aber nicht eröffnen.
Zwar könne man in der Regel Lizenzen beantragen – doch in der
Wartezeit, die sich bis zu zwei Jahren hinziehen kann, gehen ihnen
dann die finanziellen Reserven aus. Aus der Traum, bevor er
überhaupt angefangen hat.
Als ,,Oberproblem” bezeichnet Schillinger, wenn die deutschen
Wirte sich wegen des Klimas auf der Insel ansiedeln. Anstatt den
schönen Sommer wie die anderen genießen zu können, finden sie sich
in der dunklen Kneipe wieder. ,,Wenn sie dann der Versuchung
erliegen, ab und zu mal eine Stunde später zu öffnen, ist das der
Anfang vom Ende.”
Aufgepasst heißt es auch beim Thema ,,Traspaso”: ,,Das ist
verboten und sollte es eigentlich nicht mehr geben.” Eine
Ablösesumme könne nur dann verlangt werden, wenn Inventar
übernommen wird, aber nicht für leere Räume. Schillinger mahnt zur
Vorsicht: Oft gehöre das Inventar gar nicht dem Vorpächter, sondern
dem Eigentümer des Lokals.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.