Dafür, dass sie in wenigen Wochen ihr Abitur (bachillerato)
sowie ihre Prüfungen zur Hochschul-Zugangsberechtigung
(selectividad) zu bestehen hat, wirkt die 18-jährige Daniele
Kropeit total gelassen. ,,Ja, ich muss noch etwas lernen”,
antwortet sie auf die Frage, ob sie noch viel zu pauken hat.
Vielleicht sind es ihre schulischen Erfahrungen, die der jungen
Deutschen jene Gelassenheit geben. Daniela Kropeit hat allein in
Spanien vier Schulen gänzlich unterschiedlichen Typs besucht, ganz
abgesehen von zwei Klassen Grundschule in der DDR der
Wendezeit.
1991 folgt Danielas Mutter ihrem Lebenspartner an die
spanische Ostküste nach Salou. In den Sommermonaten erhält die
Achtjährige bei einer Privatlehrerin ersten Spanischunterricht, im
Herbst folgt die Einschulung in eine öffentliche Grundschule. Das
Kind kommt mit der neuen Situation gut zurecht. ,,Die Mitschüler
und die Lehrer waren viel netter als in Plauen”, erinnert sich
Daniela. Auch sprachlich legt die Kleine voll los: ,,Zu Weihnachten
hat Daniela schon im Chor spanische und katalanische Lieder
gesungen”, sagt die Mutter Ina Kropeit. Doch beim Schreiben einer
Grußkarte an den Opa in Deutschland der Schock: Das Kind hat
verlernt, auf Deutsch zu schreiben. Den Bemühungen der Eltern, mit
ihr zu üben, entzieht sich Daniela in der Folgezeit erfolgreich.
Sie will, wie alle ihre Freundinnen, nur noch Castellano
sprechen.
In diese Zeit fällt der Umzug der Familie von Salou nach
Mallorca. Dort wird Daniela nach einer Empfehlung von Bekannten an
der englischsprachigen Privatschule Baleares International School
angemeldet. Daniela lernt dort in den kommenden vier Jahre
Englisch, Deutsch und Castellano, schon nach ersten beiden Monaten
kommt sie ohne elterliche Hausaufgaben-Hilfe aus. Doch als junger
Teenager fühlt sich Daniela unter den vielen britischen und
deutschen Mitschülern unwohl. ,,Wenn man in der Woche zweimal
denselben Pullover anhatte, war man nicht hoffähig.”
1997 wechselt Daniela zur spanischen Privatschule La
Salle in Palma, da der Baleares-Abschluss in Spanien nicht
anerkannt wird. Umgeben von spanischen Mitschülern blüht Daniela
rasch auf. ,,Es war wie ein Nachhausekommen.” Jetzt rächte sich
allerdings, dass die 15-Jährige vier Jahre lang keinen
Catalán-Unterricht erhalten hatte. Trotz ihrer Kenntnisse aus der
Salou-Zeit dauerte es länger als erwartet, um in die
Unterrichtssprache hineinzukommen.
1999 wechselte Daniela ein letztes Mal, an die musisch
orientierte, öffentliche Schule Josep Maria Llompart, wo sie ihren
künstlerischen und gestalterischen Ambitionen besser folgen
kann.
,,Zum Sammeln von Lebenserfahrungen waren alle Schulen wichtig”,
sagt Daniela. Ihr Rat an deutsche Eltern, die hier leben wollen:
,,Je jünger das Kind, desto eher auf eine spanische Schule. Am
besten auf eine private. Da lernen die Kinder Disziplin und haben
zudem sehr gute Lehrer”.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.