Schon kurz nach Mitternacht waren Tische und Biergläser voll.

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Nach der siebentägigen Zwangsschließung von vier Biertempeln in Palmas berühmt-berüchtigter ,,Schinkenstraße" durch die Ordnungsbehörden haben am vergangenen Mittwoch tausende Gäste und Touristen die Wiedereröffnung der Freiluftlokale wie im Rausch gefeiert. Bereits Stunden vor Ablauf der per Dekret verordneten einwöchigen Betriebsruhe war durch die vor den Lokalen wartenden Menschenmassen kaum noch ein Durchkommen.

Doch einen Wermutstropfen hatten die Kneipengänger im Bierglas hinzunehmen: Anders als vor der Zwangsschließung wegen Verstöße gegen den Lärmschutz verzichteten die vier Freiluftbetriebe Bierkönig, Bamoleo, Cocos und Pancho Chips auf das Abspielen von Musik nach Mitternacht. Die Hinweistafel war Programm: Frei von jeglicher Knebelung durch die deutsche Rechtschreibung verkündete das handgeschriebene Plakat am Eingang des Bierkönig: ,,Heute! Nach fliest Das Bier um 00'01". Und tatsächlich ergoss sich ab dem Tageswechsel von Dienstag auf Mittwoch der Gerstensaft gleich einem Sturzbach in die Gläser und Humpen.

Schon fünf Minuten vor Mitternacht hatten es die Fans des Kiefern-Biergartens an der Playa der Palma nicht mehr ausgehalten. Als die Mitarbeiter Anstalten machten, die herabgelassenen Kunststoff-Jalousinen hochzukurbeln, überrannten die Menschenmassen drei am Eingang als Absperrung dienende Barhocker und stürmten an die Stehtische des Lokals.

Wenig zu tun hatte am Eröffnungsabend Bierkönig-DJ Chris Marlow. Die Plattenteller standen still und die Lautsprecher blieben stumm, denn nach der städtischen Lärmschutzverordnung dürfen Freiluftlokale nach null Uhr keine Musik mehr abspielen. Still blieb es in dem Lokal indes nicht. Immer wieder skandierten rund 3000 trinkfeste Teutonen diverse Playa-Sommerhits.

,,Die Null-Uhr-Grenze wird jetzt erst einmal eingehalten werden”, sagte Bierkönig-Geschäftsführer Manolo Martín Muñoz. ,,Man muss sehen, wie es weitergehen wird.” Die Mitarbeiter haben die Hoffnung auf neue Gespräche mit Behörden. Möglicherweise könne in künftigen Verhandlung eine tragbare Einigung erreicht werden.

In der ,,Schinkenstraße” hatten die Geschäftsinhaber die städtische Musikverordnung lange ignoriert und häufig bis drei Uhr früh die Puppen tanzen lassen. Seit vergangenem Jahr zog die Stadt die Daumenschrauben an und wachte fortan strenger über die Einhaltung der Nachtruhe.

Nicht nur für die betroffenen Betriebe war das knallharte Durchgreifen ,,ein Schock”, wie Mitarbeiter in der nahen ,,Bierstraße” einräumten. Auch die massiven Protestdemonstrationen der ,,Schinkenstraße”-Fans und der über 200 spanischen Kellner und Mitarbeiter der geschlossenen Lokale änderten nichts an der rigiden Haltung von Palmas Bürgermeister Joan Fageda, der sich verstärkt für die Nachtruhe von Anwohnern stark macht.

Die touristische Zone rund um den Ballermann in Arenal ist dabei nicht der einzige Dorn im Auge des Alkalden. Auch in spanischen Kneipenviertel Sa Lonja in der Altstadt Palmas stehen die Zeichen weiter auf Konfrontation. Nach ihrer Niederlage vor Gericht in erster Instanz haben die Lonja-Wirte neue Rechtsschritte und zusätzlich Entschädigungsforderungen angekündigt.