Weihnachten in einem Keller an der Playa de Palma: Hier wohnt eine alleinerziehende Mutter samt ihrer elfjährigen Tochter. | Teresa Ayuga

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Die Wohnungsnot auf Mallorca nimmt unaufhaltsam auch unmenschliche Ausmaße an. Rund um die Playa de Palma und El Arenal werden mittlerweile Wohnungen und Zimmer in Kellern, Parkhäusern und Abstellkammern vermietet – und das für bis zu 2500 Euro monatlich. Eine ausführliche Reportage zu diesem Thema hat die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora am Sonntag veröffentlicht.

In dem Bericht heißt es: "Es gibt richtige Keller mit kleinen Fenstern zum Bürgersteig hin für 650 Euro, aber es gibt auch welche für 2500 Euro, die sich eine ganze Reihe von Einwanderern teilen." Die Wohnungen werden vor allem von Mitarbeitern des Tourismussektors bewohnt, die unter anderem als Personal in den umliegenden Hotels arbeiten, aber auch von alleinerziehenden Eltern samt Kindern sowie von illegalen Einwanderern. Oft sind es Menschen, die sich aufgrund ihrer finanziellen Situation – oftmals trotz geregelten Einkommens – keine bessere Wohnsituation leisten können. Die in den vergangenen Monaten unaufhörlich gestiegenen Mietpreise machen den Wohnungsmarkt auf Mallorca kaum noch erschwinglich.

Viele Menschen leben in schlecht belüfteten Kellerräumen auf engstem Raum ohne Tageslicht und voller Schimmel. Fotos: Teresa Ayuga

"Die vom Immobilienmarkt Ausgeschlossenen, die einen immer größeren Teil der Bevölkerung ausmachen, greifen auf diese Wohnungen zurück, zu denen man über ein enges Treppenhaus gelangt und manchmal lange Gänge benötigt, um die Eingangstüren zu finden. Schlecht belüftet, feucht und ohne jeden Sonnenstrahl, frieren die Bewohner im Winter und schwitzen im Sommer. Das Grundbuchamt bestätigt, dass es sich bei den besichtigten Wohnungen eigentlich um Lagerhallen oder Parkplätze handelt, aber mit ein wenig Bastelei können sie ein Zuhause sein. Und die sind im Moment sehr gefragt", heißt es in dem Bericht der mallorquinischen Tageszeitung.

Die Keller in El Arenal sind zum Zufluchtsort geworden. Und viele Kinder leben unter der Erde. In den Fluren ohne Sonnenlicht stapeln sich Wäscheständer mit Kinderkleidung. Das Fehlen von Fenstern und Balkonen sowie die kleinen Zimmer zwingen die unterirdischen Bewohner dazu, die Wäscheleinen nach draußen zu tragen. In den Gängen stehen auch Kinderfahrräder und Bälle. An den Türen hängt Weihnachtsschmuck. Chonaib Suaib, ein Küchenchef, erzählt: "Sie mich sogar um eine Kaution von bis zu 10.000 Euro gebeten haben, um eine Wohnung zu mieten. Wenn sie meinen Nachnamen sehen, machen sie mir Probleme", sagt der Koch. Er behauptet: "Es gibt Monate, in denen ich nur 3000 Euro verdient habe, obwohl ich in Restaurants Doppelschichten arbeite."

Chonaib Suaib, ist Küchenchef und sprach mit Ultima Hora über seine Wohnungssituation.
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Nebenan wohnt Érika mit ihrer 11-jährigen Tochter. "Wir wurden gecastet, nachdem wir eine Anzeige in Idealista gesehen hatten. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mich ausgewählt haben, aber die Besitzerin sagte, dass sie lieber eine Familie hätte, die sich um das Haus kümmert", erklärt sie. Das Zimmermädchen eines Fünf-Sterne-Hotels in der Gegend zahlt 650 Euro für eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Sie hat die Wohnung eingerichtet und dekoriert, und das Zimmer ihrer Tochter wäre normal, wenn da nicht das kleine Fenster in der Decke wäre, durch das man die Füße der Fußgänger sehen kann, die auf dem Boden gehen. Es gibt schwarze feuchte Flecken voller Schimmel, aber Érika ist dabei, sie zu streichen. Ihre Kollegen fragen sie sogar, ob in dem Komplex noch Zimmer frei sind.

Für den Artikel haben die Redakteure auch mit betroffenen Nachbarn gesprochen. "Im Keller dieses Gebäudes gibt es drei Lagerräume, die aber zu Zimmern umgebaut wurden", sagt ein verzweifelter Nachbar. Unter seinen Füßen leben etwa zehn Einwanderer afrikanischer Herkunft. "Es ist nicht ihre Schuld, wenn sie keinen Ärger machen. Es ist die Schuld der Vermieterin, die in derselben Straße wohnt. Und sie vermietet die Wohnung für 2500 Euro. Aber sie haben keinen Rauchabzug und mein Haus riecht nach Essen, auch wenn ich nicht gekocht habe", sagt der Betroffene, der sogar überlegt, das Haus zu verkaufen. Vergeblich sich der Anwohner mehrfach bei der Stadtverwaltung von Palma und der örtlichen Polizei beschwert.

Auch die Anwohnervereinigung von El Arenal kommt in dem Artikel zu Wort. Alain Carbonell, der Vizepräsident der "Associació de Veïns del Arenal", erinnert sich daran, dass es diese Wohnungen mit unterirdischen Bewohnern bereits in den 60er und 70er Jahren gab:"Damals wurden Gebäude mit Untergeschossen, einem Erdgeschoss, das als Geschäftsraum genutzt wurde, und einer Wohnung im Obergeschoss gebaut". Was jedoch als Lagerhallen und Parkplätze unter dem Erdgeschoss gedacht war, wurde schließlich für die Arbeitskräfte genutzt, die in der Hochsaison den Sommer auf der Insel verbrachten.

"Damals gab es nicht genug Wohnraum für alle", erinnert sich Carbonell. Jetzt, mitten im Wohnungsnotstand, wurden sie nicht nur wieder in Wohnungen umgewandelt, sondern werden auch als Wohnungen im Erdgeschoss angeboten. Carbonell prangert an, dass "in El Arenal ganze Gebäude für illegale Touristenwohnungen auf Airbnb vermietet werden, sodass viele Wohnungen für Arbeiter verloren gehen". Auch an anderen Orten auf Mallorca gibt es ähnliche Wohnsitationen, unter anderem an der Plaça Gomila in Palma de Mallorca wurden in der Vergangenheit illegal Kellerräume vermietet.