Das hat vor allem mit seinem hohen Salzgehalt zu tun: Und der ist im Europäischen Mittelmeer mit rund 3,8 Prozent höher als etwa im Atlantik - eine Folge der starken Verdunstung. Am Grund der Straße von Gibraltar fließt ein kräftiger Salzwasserstrom in den Atlantik ab, während an der Oberfläche eine Gegenströmung salzärmeres - darum auch leichteres - Ozeanwasser ins Mittelmeer bringt.
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Wissenschaftler René Quinton die Analogie zwischen Blut und Meerwasser bewiesen. In beiden befinden sich die gleichen Mineralstoffe: "Unser Organismus ist ein Meerwasser-Aquarium, in dem einige Milliarden Zellen baden" (O-Ton Quinton).
Der Biologe stellte die Hypothese auf, dass die erste lebendige Zelle aus dem Meer kam - somit soll der menschliche Organismus von Meerwasser in seiner ursprünglichen salzhaltigen Konzentration - Lebensraum seiner Zellen - vielfach profitieren. Unter dem Begriff "Thalasso" - abgeleitet von altgriechisch thálassa: Meer - werden heute die verschiedensten Therapieformen mit kaltem oder erwärmtem Meerwasser, Meeresluft, Sonne, Algen, Schlick oder Sand angeboten.
Tatsache ist, dass Blutplasma, extrazelluläre Flüssigkeit (das unsere Körperzellen mit Nährstoffen versorgt und Abbauprodukte abtransportiert) und Meerwasser sich sehr ähneln, bestätigt auch der Leiter des Ärztehauses Palma, Dr. Peter Fleischhauer. "Die meisten Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass die Evolution und das Leben im Meer begannen."
Das salzhaltige Meerwasser habe viele positive Wirkungen auf den Organismus: Allein durch den Wechsel der Temperaturen finde eine Art "Abhärtung" statt: Die Abwehrkräfte des Körpers werden natürlich gestärkt.
Vor allem unser größtes Organ, die Haut, profitiert in vielfacher Hinsicht vom Bad im Meer: Der Reinigungseffekt geht im wahrsten Sinne "unter die Haut": "Durch das Auswaschen von Abbauprodukten - im Volksmund: Schlackenstoffe - wird die Haut elastischer und weicher," so Dr. Fleischhauer." Das Salzwasser wirke auch sehr gut bei verschiedenen Hauterkrankungen wie etwa Schuppenflechte.
Die gelenkschonende Bewegung im Wasser - Schwimmen, Aquajogging oder -Aerobic - steigert die Vitalität und eignet sich auch für Sportler mit sensiblen "Problemzonen" oder Senioren. Aktuell besonders beliebt ist das "Meerwandern": Wem Schwimmen zu langweilig ist, der "geht" im Meer - ohne den Boden zu berühren; dabei ist der ganze Körper, bis auf den Kopf, unter Wasser.
Wasserlaufen oder "Aqua-Jogging" - je nach Intensität - kann Rückenprobleme mildern und trainiert sanft auch beanspruchte Muskeln. Ausdauer und Atmung, Gleichgewichtssinn und Konzentration werden gleichermaßen verbessert - und die Fettverbrennung kommt auch noch auf Touren. Kein Wunder, dass auch Mallorcas Lokalpresse den "caminantes de mar adentro" , den "Meereswanderern", kürzlich einen Artikel widmete.
Auch den Atemwegen tut die feuchte, salzige Luft des Mittelmeeres gut. Eine gesundheitsfördernde Wirkung auf Erkrankungen wie Asthma, oder Bronchitis gilt als erwiesen, so Dr. Fleischhauer: "Vorwiegend lungenkranke Menschen nutzen das." Allergien besserten sich ebenfalls im und am Meer: "Weil die Luft dort weitestgehend allergen- und pollenfrei ist."
Natriumchlorid macht gut drei Viertel der Gesamtmenge gelöster Stoffe im Meerwasser aus (und ist mit 95 bis 96 Prozent auch Hauptbestandteil in naturbelassenem Meersalz). Hinzu kommen wichtige Mineralien wie Kalium, Calcium und Magnesium sowie Schwefel, Brom und Eisen. Essentielle Spurenelemente wie Jod, Zink, Mangan und Selen sind in geringen Mengen ebenfalls nachweisbar.
Der pH-Wert liegt deutlich im basischen Bereich. Inwieweit Meerwasser durch seine Zusammensetzung den Säure-Basen-Haushalt tatsächlich ausgleichen und so einer Übersäuerung des Körpers effektiv entgegenwirken kann, lasse sich nicht eindeutig sagen, so Dr. Fleischhauer: "Da fehlen verlässliche wissenschaftliche Angaben."
Auf jeden Fall unterscheidet sich naturbelassenes Meersalz deutlich von raffiniertem Salz, das in der Regel zu über 99 Prozent aus Natriumchlorid besteht. Aber: Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie Umweltingenieur Pedro Pozas, 54, aus Alicante, Autor des Buches "La dieta del delfin". Er schwört darauf, täglich drei Gläser Meerwasser zu trinken - aus gesundheitlichen Gründen.
Von dieser Empfehlung hält Dr. Fleischhauer indes wenig: "Die Weltgesundheitorganisation (WHO) empfiehlt eine tägliche Salzaufnahme von fünf Gramm, wirklich schädlich sollen mehr als 16 Gramm sein." Drei Gläser Meerwasser zu je 200 Milliliter würden - bei 35 Gramm Salz pro Liter - etwa 20 Gramm Salz täglich bedeuten: "Das halte ich für bedenklich."
Beim Baden im Meer darf's aber ruhig etwas mehr sein. Ob so viel positiver Wirkung lässt mancher das "Salz gern auf der Haut" - und mag es hinterher gar nicht abduschen. Oder besser doch? Jeder wie er mag. Zu beachten sei nur, so Dr. Fleischhauer, dass die Salzkristalle auf der Haut das Licht bündeln und die Wirkung der Sonnenstrahlen verstärken können.
So oder so: Das Meer ist ein wahrer Gesundheitsbrunnen - und eine Wohltat nicht nur für den Körper. Die Seele freut sich nicht minder an der blauen Weite, die immer schon auch eine Quelle der Inspiration für Dichter und Denker war - wie etwa Charles Baudelaire: "Auf immer, freier Mensch, wirst lieben du das Meer. Dein Spiegel ist das Meer."
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