Der Strand am südlichen Ende darf nicht mit dem Beiboot angelaufen werden. Man kann ihn aber in zehn Minuten zu Fuß von der Hauptmole erreichen. | Archiv

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Leinen los und Go! Für Freizeitskipper und Charterurlauber auf Mallorca herrscht in diesen Wochen Hochsaison. Dementsprechend verkehrsreich geht es in den gängigen Anker- und Liegebuchten rund um die Insel zu.

Wer es etwas exklusiver haben möchte, sollte vielleicht einen Abstecher in den maritimen Nationalpark Cabrera unternehmen, der keine 25 Seemeilen vor Mallorcas Südzipfel liegt. Der unbewohnte Archipel zählt wegen seiner relativen Abgeschiedenheit und der limitierten Zahl an Booten, die an den dortigen Liegebojen festmachen dürfen, zu den beliebtesten wie gleichermaßen spektakulärsten Törnzielen im westlichen Mittelmeer.

Doch das hat seinen Preis. Denn ohne eine kostenpflichtige Tages- oder Übernachtungsgenehmigung darf man den Archipel nicht anlaufen. Gebührenpflichtige Liegebojen werden von der Parkverwaltung nur im lagunenförmigen Naturhafen der Insel ausgebracht. Weitere Bojenfelder auf der Ostseite sind kostenlos. Mit dem Dingi an Land zu gehen, ist aber ausschließlich am Hauptpier, wo auch die Tagesausflugsboote aus Còlonia de Sant Jordi festmachen sowie vor der Hafenkneipe, der „Cantina”, gestattet.

An Land herrschen strenge Besucherregeln. Zu ihnen gehört ein absolutes Rauchverbot. Auch das Verlassen der ausgewiesenen Wanderwege ist untersagt. Der Längste von ihnen führt dreieinhalb Kilometer um den Naturhafen herum und dann hinauf zum Westzipfel Punta Anciola mit seinem rot-weißen Leuchtturm. Ein anderer führt durch einen Pinienwald zu einem kleinen Naturkundemuseum, dessen Ausstellungsstücke unter anderem die dunkle Geschichte Cabreras als Gefängnisinsel im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) erzählen, als hier Tausende von französischen Kriegsgefangenen ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen wurden.

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Für so manchen Skipper ist der schönste Moment, wenn die Nacht über dem Lagunenhafen hereinbricht und sich an Deck das unendliche Sternen-Szenario am Firmament beobachten lässt. Die Parkwächter patrouillieren sowohl am Tag als auch nachts im Hafen, um einlaufende Schiffe an ihren Bojenplatz zu bringen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Wer einen Bojenplatz auf Cabrera buchen will, kann das am besten online machen. Allerdings ist das Procedere aufgrund der unvollständigen Übersetzung vom Katalanischen ins Englische oder gar Deutsche etwas verwirrend. So klappt’s trotzdem:

Als Erstes die Webseite www.balearsnatura.com aufrufen und die deutsche Version anklicken. Anschließend den Naturschutzpark Cabrera aus der vorgegebenen Liste aussuchen. Das auszufüllende Online-Formular erscheint auf Englisch. Hier muss man zuerst angeben, ob man mit einer Privat- oder einer Charteryacht kommen will. Anschließend muss die Größenkategorie des Bootes gewählt werden.

Bis Ende September gelten folgende Preise. Yachten bis 12 Meter zahlen pro Übernachtung – erlaubt sind im Juli und August maximal zwei Nächte, den Rest des Jahres maximal sieben Nächte – 18,60 Euro, größere dann je nach Kategorie entweder 29,76 Euro oder 67,93 Euro. Ab September werden die Preise um etwa 50 Prozent reduziert.

Mehrere Ausflugsfirmen, die Cabrera von Colónia de Jordi aus anlaufen, um am Spätnachmittag wieder zurückzukehren, hatten sich im vergangenen Jahr über die vermeintlich schlechten Zustände von Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen beklagt. Vor allem die Sperrung der alten Burgruine, die einen phantastischen Panoramablick über die Bucht bot, stand im Fokus der Kritik.

Das balearische Umweltministerium wies die Vorwürfe zurück. Die Burganlage sei bereits 2021 geschlossen worden, Pläne zur Restaurierung des mittelalterlichen Gemäuers liegen bereits vor, allerdings sei die Finanzierung noch unklar, hieß es aus Palma.

Einen Ausflug ist Cabrera auf jeden Fall wert. Einfaches Essen, Tapas und Bocadillos werden in der urigen Hafenschenke „La Cantina” angeboten. Nach Sonnenuntergang schließt die Kneipe. Dann müssen die Besatzungen wieder auf ihre Schiffe zurückkehren. Wer nachts an Land erwischt wird, bekommt ein Bußgeld aufgebrummt. Bei gröberen Verstößen droht sogar die „Ausweisung” von Cabrera. Aber das war im biblischen Paradies bekanntlich nicht anders.