Muss dieser Kellner demnächst nur noch 37,5 Stunden pro Woche Gäste bedienen? Geht es nach dem Willen der spanischen Regierung, lautet die Antwort ja. | M. À. Cañellas

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Die spanische Regierung will die wöchentliche Arbeitszeit auf 37,5 Stunden reduzieren – bei vollem Lohnausgleich. Wie aus einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hervorgeht, billigte das Kabinett am Dienstag einen entsprechenden Gesetzentwurf. Die sozialdemokratische Arbeitsministerin Yolanda Díaz bezeichnete die geplante Reform als "historischen Tag", der zur "Modernisierung" des Landes beitragen soll. Der Gesetzentwurf muss allerdings noch das Parlament passieren. Die wöchentliche Regelarbeitszeit liegt in Spanien derzeit bei 40 Stunden.

Scharfe Kritik an dem Vorhaben kam prompt von Wirtschaftsverbänden. Der mallorquinische Verband der Mittelständler (Pimem) warnte vor "untragbaren Kosten" besonders für kleinere Betriebe. Landesweit rechne man mit zusätzlichen Belastungen von etwa 20 Milliarden Euro. Pimem-Präsident Jordi Mora bemängelte zudem, dass die Kosten einseitig den Unternehmen aufgebürdet würden. "Diese sollten eigentlich zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und der Verwaltung aufgeteilt werden", forderte er.

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Besonders kritisch sieht der Verband die ohnehin niedrige Produktivität in Spanien. "Wir gehören zu den wenigen EU-Ländern, das über keine objektiven Zahlen zur Produktivität verfügt. Ohne entsprechende Forschung und Daten agieren wir quasi im Blindflug", gibt Mora zu bedenken. Auf den Balearen verschärfe sich die Situation durch hohe Krankenstände und Personalmangel zusätzlich.

Die Reform berücksichtige weder die Besonderheiten einzelner Branchen noch die "Realität der spanischen Unternehmenslandschaft", so der Verbandsvorsitzende weiter. Gerade Kleinstunternehmen, die bereits unter den Folgen der Corona-Pandemie und den gestiegenen Kosten durch den Ukraine-Krieg litten, würden weiter belastet. "Als Land begehen wir einen schweren Fehler, wenn Teile der Regierung einen Konflikt zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern schüren, der am Ende allen schadet", warnte am Montag der Pimem-Präsident.