„Wir verlieren dadurch wichtige Kunden“, warnt Pedro Fiol, Präsident des balearischen Reisebüro-Verbands Aviba. Vor allem Geschäftsreisende, Sportgruppen und Kongressteilnehmer seien betroffen, da diese oft lange im Voraus buchen, ohne alle Teilnehmerdaten parat zu haben. Fiol kritisiert zudem die technischen Schwierigkeiten der Meldeplattform „Ses.Hospedajes“, die bereits am ersten Tag mehrfach abstürzte. „Das Eingeben der Daten dauert jetzt viermal länger als vorher“, beklagt er.
Auch der mallorquinische Hotelverband FEHM äußerte scharfe Kritik. Man fürchte nicht nur den Mehraufwand und lange Wartezeiten beim Check-in, sondern vor allem die rechtlichen Folgen im Falle von Datenlecks. „Spanien ist das einzige Land in Europa, das solche umfassenden Anforderungen stellt“, betont der Verband. Hoteliers müssten für die Richtigkeit der Angaben haften, ohne sie überprüfen zu können – ein untragbarer Zustand, so Ramón Estalella, Generalsekretär des spanischen Hotelverbands Cehat.
Der Hintergrund der neuen Vorschriften ist laut Innenminister Fernando Grande-Marlaska klar: „Wir brauchen diese Daten, um den Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität zu intensivieren.“ Auch der Schutz von Minderjährigen spiele eine Rolle. Die Regierung versichert, dass der Datenschutz gewahrt bleibe. Doch Zweifel bleiben. Die spanische Datenschutzbehörde AEPD fordert, dass ein Zugriff auf die sensiblen Daten nur bei konkretem Verdacht erfolgen dürfe. Kritiker warnen vor einer „Big Brother“-Mentalität.
Die Auswirkungen auf den Tourismus könnten erheblich sein. Bereits jetzt haben einige Reiseveranstalter den Verkauf von Pauschalreisen zu den Balearen eingestellt. „Kleinere Anbieter können die neuen Anforderungen nicht erfüllen“, erklärt Fiol. Besonders bedauerlich sei der Verlust von Gästen in der Nebensaison, da diese deutlich mehr Geld ausgäben als Durchschnittstouristen und so zur Entzerrung des Massentourismus beitragen würden.
Auch international stößt das Gesetz auf Unverständnis. Die britische „Daily Mail“ warnte Urlauber vor der Herausgabe sensibler Daten, und Piet Demeyere, Sprecher des Reiseveranstalters TUI, bezeichnete die Regelung als „tourismusfeindlich“. Großbritannien und Deutschland stellen traditionell die meisten Urlauber in Spanien.
Ob die neue Meldepflicht langfristig Bestand haben wird, ist ungewiss. Die Branche fordert zumindest Nachbesserungen. Das Innenministerium hingegen bleibt standhaft. Grande-Marlaska verteidigt die Maßnahme: „Die Sicherheit der Bürger steht an erster Stelle.“
4 Kommentare
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Es braucht diese Kontrollen um illegale Vermietungen zu unterbinden, ich versteh nicht was daran so schlimm ist , wenn man sich irgendwo einmietet, dass man seinen Namen und seine Adresse angeben muss, jeder der das nicht möchte, hat etwas zu verbergen, brauchen wir solche Leute ? die sich in Anonymität verschanzen wollen ?
Naja, da irgendwelche Daten reinzuschreiben sollte doch nicht so schwer sein, oder?
Ist das EU konform? Habe da meine Zweifel. Im Zweifel halt irgendwo anders Urlaub machen.
„Die Sicherheit der Bürger steht an erster Stelle.“ Fast exakt den gleichen Satz hat Putin in den ersten Kriegstagen benutzt, als er in die Ukraine einfiel. Anstatt solch einen Unsinn zu verzapften sollte der spanische Innenminister doch mal genauer Zahlen bekannt geben wie viel Terroristen und Mörder, keine kleinen Straftaten, denn in den letzten zwei Jahren, seitdem diese Systeme Betrieb sind, gefasst hat. Eine Art Meldezettel müsste man schon immer, auch in vielen anderen Ländern auf der Welt ausfüllen. Dagegen ist nichts zu sagen, aber Zahlungsdaten, Telefonnummer, E-Mail etc geht den spanischen Staat und auch den Innenminister nichts an. Ich würde beim Einchecken diese Daten grundsätzlich verweigern.