Mallorcas Eisenbahngesellschaft befördert jährlich rund 5,5 Millionen Passagiere. | Foto: Jaume Morey

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Der öffentliche Personennahverkehr auf Mallorca ist nach wie vor eines der Problemthemen der Insel - und das liegt nicht nur daran, dass das Auto für viele immer noch das unumstrittene Verkehrsmittel Nummer eins ist. Städtische und Überlandbusse, Züge und Metro verursachen Jahr für Jahr Kosten in Höhe Dutzender Millionen Euro.

Laut Juan Salvador, Generaldirektor für Verkehr im zuständigen balearischen Ministerium, muss man zwischen den Überlandbussen auf der einen Seite sowie den Zügen und der Metro auf der anderen Seite unterscheiden (für die Busse in Palma ist die städtische Tochterfirma EMT zuständig). Während die (rotgelben) Überlandbusse jährlich mit etwa sechs Millionen Euro Kosten zu Buche schlagen, reißt der Schienen-Nahverkehr stets ein 70-Millionen-Loch in die Regionalkasse. "Das ist ein wenig teuer", räumt Salvador ein.

Da Passagiere in den Zügen und der Metro jährlich 5,5 Millionen Fahrten zurücklegen, zahlt die öffentliche Hand und damit der Steuerzahler auf Mallorca also 12,70 Euro pro Fahrt - mit dem Geld könnten die meisten Strecken auch mit dem Taxi zurückgelegt werden. Die Auslastung der Züge und der Metro liegt offiziellen Angaben zufolge bei gerade einmal 25 Prozent. Im August, wenn die Uni geschlossen ist, verkehrt die Metro mangels Passagieren überhaupt nicht.

Ein Problem des Schienennahverkehrs auf Mallorca ist, dass bis heute niemand ein System ersonnen hat, mit dem zuverlässig kontrolliert werden kann, ob die Passagiere auch tatsächlich im Besitz eines gültigen Fahrscheins sind. Der Schaden durch Schwarzfahrer belaufe sich im Jahr auf 1,5 Millionen Euro, erklärt Salvador. Damit soll nun aber Schluss sein: Bis Juni 2014 werden alle Bahnstationen so umgerüstet, dass man nur mit Fahrschein hinein und hinaus kommt.

Etwas besser liest sich die Bilanz der Überlandbuslinien, die allesamt von Lizenznehmern betrieben werden. Jährlich werden 9,4 Millionen Fahrten in den rotgelben Bussen zurückgelegt, die Auslastung liegt bei 50 Prozent. Vor allem von Touristen werden diese Busse viel genutzt, was etwa an der Passagierzahl stark touristisch geprägter Gemeinden abzulesen ist. So werden zum Beispiel in Calvià jährlich rund drei Millionen Nutzer gezählt.

Hier will das Verkehrsministerium ansetzen und den Service insbesondere für Urlauber verbessern. Spielraum gibt es genug, existiert bislang doch weder eine englisch- oder deutschsprachige Internetseite, noch findet man auf dieser Angaben zu den Ticketpreisen. "Was durchaus eine grundlegende Information ist", räumt Salvador ein.

Das soll sich nun ändern. In den nächsten Monaten werde eine vollkommen neue Internetpräsenz aufgebaut. Außerdem ist geplant, sämtliche Überlandbusse mit einem modernen System auszustatten, das zum einen die Auslastung der Busse kontrolliert. Auf diese Weise könne das jeweilige Busunternehmen schneller reagieren, wenn ein Bus überfüllt unterwegs ist. Außerdem ermöglicht das System die exakte Lokalisierung des Busses zu jedem Zeitpunkt, so dass die Abfahrtzeiten an den Haltestellen angezeigt werden können - wie es im Falle von Palmas Stadtbussen bereits praktiziert wird.

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"Wenn wir den öffentlichen Nahverkehr stärken wollen, müssen wir dafür sorgen, dass er mit dem Auto konkurrieren kann, was Preis, Fahrtzeit und Bequemlichkeit angeht", sagt Salvador. Wenn der Zug heute 35 Minuten für eine Strecke benötige, dann müsse das Ziel sein, die Fahrtzeit auf 28 Minuten zu verkürzen. "Nur so können wir das Verhalten der Leute ändern."

Der Schwerpunkt der Arbeit im Verkehrsministerium lag zuletzt jedoch darauf, Kosten einzusparen. Dies sei dadurch gelungen, dass unrentable und kaum nachgefragte Buslinien gestrichen oder umstrukturiert wurden. Im Inselosten habe es Linien gegeben, die durchschnittlich von 0,3 Personen pro Bus genutzt wurden. "Das macht keinen Sinn", sagt Salvador. Fünf Buslinien seien gestrichen worden.

Auch von großen Nahverkehrsprojekten ist derzeit keine Rede mehr. Dafür ist schlicht kein Geld vorhanden - und nötig seien diese auch nicht, sagt Salvador. Die Zugstrecke von Manacor nach Artà etwa mache keinen Sinn und werde auch nicht fertig gebaut, selbst wenn eines Tages wieder Geld zur Verfügung stehen sollte: "Jedenfalls nicht von uns." Auch von der geplanten Straßenbahn, die Palmas Innenstadt mit dem Flughafen verbinden sollte, will Salvador nichts wissen. "Der Bus reicht völlig aus."

Die Mitte-Links-Regierung, die von 2007 bis 2011 auf Mallorca das Sagen hatte, investierte in den vier Jahren 54 Millionen Euro in die Wiedereröffnung der Bahnstrecke im Inselosten. Das Straßenbahnprojekt verschlang allein in der Planungsphase bereits vier Millionen Euro, sagt Salvador. "Wenn ich nur daran denke, rege ich mich auf."


INFO
Unter www.tib.org ist die Internetseite des balearischen Verkehrsministeriums erreichbar. Dort gibt es Informationen zu sämtlichen Bus- und Zuglinien.

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