Radsport-Touristen in Santa Ponça. | Foto: Serge Cases

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Die Panoramascheiben in der Lobby des Sentido Punta del Mar mit dem prächtigen Blick auf die Bucht von Santa Ponça sind gischtverspritzt, der Wind wirbelt die Wellen auf. Es herrscht nicht gerade das ideale Wetter für einen Ausflug über die Insel. Dennoch herrscht im Vier-Sterne-Hotel im Südwesten Mallorcas Aufbruchstimmung. Genau 35 Unentwegte bereiten sich auf ihre Fahrradtour vor. In der kommenden Woche werden es bereits 55 Gäste sein.

Die Fahrradsaison ist zwei Wochen alt und für das Sentido Punta del Mar ein guter Grund, schon im Februar zu öffnen. "Wir sind zwei Jahre hier, unser ehemaliger Partner wird erst zu Ostern öffnen, das ist zu spät", sagt Beat Gfeller, Koordinator für den Schweizer Radreiseveranstalter Philipp's Bike Team.

Die Hotelbetreiber mussten sich erstmal an die Wünsche der neuen Gäste gewöhnen. So staunte Koch José Linares nicht schlecht, wie schnell die Nudeln beim abendlichen Büfett alle waren. Radler brauchen abends Kohlehydrate. Jetzt gibt es ein spezielles Nudelbüfett. "Und Gemüse in allen Varianten, das wird viel nachgefragt", sagt er. Auch Frikadellen hat er jetzt im Angebot, das mögen die Deutschen.

Beat Gfeller und sein Team haben das Hotel im Griff. Bis zu 150 Radtouristen betreuen sie in Santa Ponça. Und gerade an Tagen wie diesen ist das auch wichtig. "Wer mit null Kilometer Erfahrung zu uns kommt, wird sich über die Windverhältnisse auf der Insel wundern", sagt er.

Im Restaurant im vierten Stock nehmen die Fahrradgäste gerade Proviant auf. Sie genießen ein Privileg, das in gewöhnlichen Urlaubsherbergen als absolutes "No-Go" gilt: Morgens am Frühstücksbüfett dürfen sie sich an einem speziellen Tisch Brote schmieren und Obst für die Tagestour mitnehmen. "Alles was das Herz begehrt", sagt Beat Gfeller. "Da hat man die Garantie, dass alles frisch ist, wenn das Brötchen doch labberig ist, war es wahrscheinlich der Körperschweiß."

Der drahtige Endsechziger ist seit 30 Jahren im Geschäft, fährt immer noch in der Gruppe der "Kilometerhaie", die am schnellsten unterwegs ist und weiß, worauf es ankommt: Hochwertige Fahrräder und eine komplette Betreuung. "Der Radtourist ist qualitätsbewusst, aber auch bereit, dafür etwas auszugeben", sagt Gfeller. Ab 1500 Euro kostet eine Woche, die Gäste sind in der Regel "wirtschaftlich unabhängig", wie er es in dezenter Schweizer Art ausdrückt.

Kurz bevor die Gäste im Radkeller im Souterrain zum "Radfassen" erscheinen, verkauft Petra Dresbach in der "Boutique" für knapp 90 Euro Radbekleidung. Anschließend wird sie mit den "Genussfahrern", die nicht auf Tempo fahren, auf Tour gehen. Die Bekleidung ist mehr Service als Gewinnbringer. "Wir verkaufen sie bis zu 30 Prozent günstiger als im Handel", sagt Gfeller.

Im Radkeller ist auch die Werkstatt angesiedelt, dort werden Räder auf die Fahrer angepasst, Wasserflaschen aufgefüllt und Reifen aufgepumpt. Dimitri Proscheruk betreut die Werkstatt und wird anschließend auf eine mittlere Tour gehen. "Reparaturzeug haben die Leute dabei, jeder hat Schlauch und eine Pumpe am Rad", sagt er. Wenn ein Rennrad gar nicht mehr fahrtüchtig ist, wird sogar eins per Servicefahrzeug nachgeliefert.

Über eine parkhausähnliche Rampe geht es hinauf auf die Straße und dann zum Sammelplatz etwa 200 Meter vom Hotel entfernt. Der Ort scheint noch im Winterschlaf zu versinken, vor verschlossenen Ladenlokalen hält Beat Gfeller die Begrüßungsrede, vor allem für die Neulinge. "Nicht zu dicht auf den Vordermann auffahren, es ist windig", warnt er. "Im vergangenen Jahr gab es viele Unfälle, vor allem wegen des stürmischen Frühjahrs", erinnert er sich.

(Den vollständigen Bericht lesen Sie in der jüngsten MM-Ausgabe, erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.)

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