Vorwurf der versuchten Körperverletzung
Nach Angaben des anonymen Berichts, der mehrere Zeugen benennt, soll Rodríguez bei einem Besuch im Sitz des Inspektionsdienstes verbal ausfällig geworden sein. "Er schrie den Leiter des Inspektionsdienstes an, bedrohte ihn und hob die Hand, um ihn zu schlagen. Letztlich schlug er nicht zu, doch viele Beamte beobachteten die Situation", heißt es in dem internen Dokument.
Die Beamten hätten das Opfer aufgefordert, den Vorfall zur Anzeige zu bringen. Der Betroffene habe jedoch aus Angst vor möglichen Repressalien darauf verzichtet. Diese Angst vor Vergeltung sei auch der Grund, warum die Anzeige anonym über das interne Informationssystem eingereicht wurde, das Vertraulichkeit und Anonymität garantiert.
Weitere Vorwürfe: Mobbing und Begünstigung
Die Anzeige erhebt zudem Vorwürfe systematischer psychischer Misshandlungen und Missstände im Tourismusdezernat. Drei Beamte – darunter der Leiter des Sanktionsdienstes, ein Mitarbeiter des Tourismusordnungsdienstes und der Leiter der Rechtsabteilung – sollen aufgrund von Mobbing durch Vorgesetzte entweder ihre Stellen aufgegeben oder Abteilungen gewechselt haben.
Der Leiter der Rechtsabteilung trat laut der Anzeige zurück, weil er von der Direktorin Clara del Moral gezwungen worden sei, irreguläre Berichte zu verfassen. Als der Beamte die Vorfälle an Rodríguez meldete, habe dieser die Beschwerden ignoriert.
Ein weiterer Vorwurf betrifft die Bearbeitung von Akten: Rodríguez soll Gesetze missachtet haben, indem Vorgänge nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Reihenfolge bearbeitet wurden. Zudem soll er Daten manipuliert haben. So sei seine Behauptung, die Zahl der Tourismusplätze auf 412.000 reduziert zu haben, falsch. Laut der Anzeige seien über 6000 Akten unbearbeitet, was eine präzise Zählung unmöglich mache.
Begünstigung von Familienunternehmen
Ein besonders heikler Vorwurf betrifft ein Agroturismo. Die Anlage soll seit 2019 illegal betrieben worden sein. Eine Inspektorin habe festgestellt, dass die von der Betreiberin vorgelegten Dokumente gefälscht gewesen seien. Daraufhin soll die Betreiberin direkten Kontakt mit der Leiterin des Tourismusordnungsdienstes aufgenommen und die Angelegenheit "intern geregelt" haben.
Minister weist Vorwürfe zurück
Tourismusminister Marcial Rodríguez hat die Anschuldigungen öffentlich zurückgewiesen und rechtliche Schritte gegen die anonyme Anzeige angekündigt. Dennoch werfen die Vorwürfe ein Schlaglicht auf strukturelle Probleme im Tourismusdezernat des Inselrats, die weit über die aktuelle Kontroverse hinausgehen.
Was ist der Inselrat?
Der Inselrat ist die politische Institution, die ausschließlich für Mallorca zuständig ist. Er übernimmt Aufgaben einer regionalen Regierung, während die Inseln Ibiza, Menorca und Formentera eigene Inselräte haben. Der übergeordnete politische Rahmen wird durch die in Palma ansässige Balearen-Regierung unter der Leitung von Ministerpräsidentin Marga Prohens geschaffen, die mit einer deutschen Landesregierung vergleichbar ist und alle Inseln der Region umfasst.
Die anonyme Beschwerde wurde zunächst an die Verwaltung der balearischen Landesregierung weitergeleitet, die den Fall an den Inselrat zurückverwies. Dieser ist nun für die Untersuchung der Vorwürfe zuständig.
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