Auch in Palma formierte sich in den Krisenjahren der Protest. Hier eine Demonstration gegen die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen. | Jaime Morey

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Es ist beileibe nicht so, dass es in Spanien während der Krisenjahre keine Protestbewegung gegeben hätte – ganz im Gegenteil. Seit dem Frühjahr 2011 ging als Reaktion auf die Sparpolitik der Regierung, auf den Abbau von Arbeitnehmerrechten sowie Sozialleistungen und die immer neuen Korruptionsskandale eine enorme Protestwelle durch Spanien. Massendemonstrationen und Streiks hielten das Land monatelang in Atem.

Aus dieser Bewegung der „Empörten”, die von Anfang an eher linksorientiert war, ging später die Partei „Podemos” („Wir können”) hervor. „Diese wurde zum Hauptnutznießer der Proteste”, sagt Carmen González vom Forschungsinstitut Elcano in Madrid. Mittlerweile ist „Podemos” zu einem ernst zu nehmenden Machtfaktor in Spanien geworden. Die Partei ist in sämtlichen Regionalparlamenten vertreten und stellt im Kongress in Madrid die drittstärkste Fraktion.

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„In Spanien existiert keine starke, rechtsextreme Partei, weil es ,Podemos’ gibt” – das Zitat stammt von Pablo Iglesias, dem Generalsekretär der Protestpartei. Carmen González stimmt dem zu. „Auch wenn man ,Podemos’ aufgrund seiner Rhetorik durchaus als populistisch bezeichnen kann, so hat die Partei doch sehr wenig gemeinsam mit anderen populistischen Bewegungen in Europa: sie ist weder antieuropäisch, noch gegen die Globalisierung und schon gar nicht ausländer- oder immigrationsfeindlich.”

Dass der Unmut weiter Teile der Bevölkerung in Spanien eben nicht zu einem Erstarken rechtspopulistischer Strömungen geführt hat, könnte auch schlicht daran liegen, dass die Spanier grundsätzlich eher „links” sind. Während sich bei Meinungsumfragen regelmäßig nur eine kleine Minderheit (etwa acht Prozent) als „rechts” bezeichnet, liegt der Wert am anderen Ende der Skala mehr als dreimal so hoch (27 Prozent).