Klimaexperten prophezeien einen Anstieg der Durchschnittstemperaturen im Mittelmeer in den kommenden Jahren von knapp 6 Grad Celsius. | Pixabay

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Die vergangenen Jahre haben es gezeigt: Wenn die Sommersonne unerbittlich vom Himmel brennt und die Temperaturen in Mallorca neue Rekorde erreichen, leiden Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Oft bis zur Unerträglichkeit. Das balearische Landesenergieministerium plant aus diesem Grund, ab diesem Jahr öffentlich zugängliche, sogenannte Klimaschutzräume einzurichten, die speziell für Hitzewellen gedacht sind. Mit vier Millionen Euro aus der Übernachtungssteuer für Urlauber, der sogenannten Ecotasa, sollen diese Oasen der Abkühlung entstehen – ein Projekt, das nicht nur den Menschen, sondern auch der Umwelt zugutekommt.

Anders als sterile Notunterkünfte setzen die geplanten Klimaschutzräume auf eine natürliche Gestaltung. Schatten spendende Bäume, die nicht nur kühlen, sondern auch CO₂ binden, sollen das Herzstück vieler Anlagen bilden. „Wir wollen Orte schaffen, die nicht nur Schutz bieten, sondern auch Wohlbefinden fördern“, erklärt Diego Viu, Leiter der Generaldirektion für Kreislaufwirtschaft, Energiewende und Klimaschutz. Gemeinden und öffentliche Einrichtungen können sich um Fördermittel bewerben, um diese Schutzzonen zu errichten.

Ein Blick nach Valencia zeigt, wie solche Schutzräume funktionieren können. Dort bietet eine von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz betriebene Einrichtung Klimaanlage, Duschen und Verpflegung. Besonders gefährdete Menschen, wie Obdachlose, finden hier Schutz. Australien, ein Vorreiter im Umgang mit Extremhitze, geht noch weiter: Städte wie Sydney pflanzen massenhaft Bäume, um Hitzestaus zu reduzieren, und setzen auf durchdachte städtische Planung, um kühle Rückzugsorte zu schaffen.

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Das Szenario für Mallorca könnte in 20 Jahren alarmierend aussehen. Laut Klimastudien wird der Mittelmeerraum immer häufiger von Hitzewellen heimgesucht, und die Durchschnittstemperaturen könnten um bis zu 5,5 °C steigen. Sollte es dazu kommen, wären zusätzliche Maßnahmen unverzichtbar. Denkbar wären etwa zeitlich begrenzte Aufenthaltsverbote im Freien zwischen 12 und 16 Uhr oder strikte Vorgaben, sportliche Aktivitäten während extremer Hitze einzustellen. „Es wird nicht nur um Anpassung, sondern auch um einen Kulturwandel gehen“, sagen Experten.

Parallel zu den Klimaschutzräumen investiert die Regierung in erneuerbare Energien und die Verringerung von Emissionen. 1,5 Millionen Euro sind für die Förderung von Mikro-Windkraftanlagen reserviert. Anlagen bis zu einer Leistung von 20 Kilowatt sollen Vorrang haben, insbesondere, wenn historische Windmühlen reaktiviert werden. „Das verbindet Tradition mit Nachhaltigkeit“, so Viu.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Reduktion der Fahrzeugflotte auf den Inseln. Mit zwei Millionen Euro sollen 1000 besonders umweltschädliche Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden. Pro verschrottetem Fahrzeug gibt es 2000 Euro Abwrackprämie, eine Summe, die direkt bei Vorlage des Verschrottungsnachweises ausgezahlt wird. Der Hintergrund: Mit einem Durchschnittsalter von 13,9 Jahren sind die Autos auf den Balearen älter und oft klimaschädlicher als in anderen Regionen Spaniens.

Klimaforschungen zeigen: Mallorca steht vor einer Zukunft, in der Hitzewellen immer extremer werden könnten. Die geplanten Klimaschutzräume und weitere Maßnahmen sind ein Anfang, doch es braucht noch mehr, um die Insel an die neuen Realitäten des Klimawandels anzupassen. Dabei wird auch die Tourismusbranche gefordert sein, um sicherzustellen, dass Mallorca nicht nur ein attraktives, sondern auch ein lebenswertes Ziel bleibt – für Einheimische und Besucher gleichermaßen.