In Ausgehvierteln wie Santa Catalina kommt es an Wochenenden fast regel zu Lärmschutzüberschreitungen | Teresa Ayuga

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Palmas nächtliche Geräuschkulisse sorgt zunehmend für Konflikte. Besonders betroffen: der Paseo Marítimo und das Ausgehviertel Santa Catalina in der Hauptstadt von Mallorca. Dort, wo Nachtlokale und Bars oft bis in die frühen Morgenstunden Besucher anziehen, zeigt sich ein akutes Problem. Laut Ingenieur Carlos Orts wurden an nur zwei Tagen beeindruckende 420 Lärmspitzen von über 80 Dezibel registriert – und das allein am Paseo Marítimo. In Santa Catalina wurden im gleichen Zeitraum 386 Spitzenwerte gemessen.

Die Daten stammen von sogenannten „Jaleómetros“, Schallpegelmessern, die Orts gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat. Die Geräte gehören zum Projekt SensoGrama, einer Initiative des Kollektivs Makers Mallorca, das in Zusammenarbeit mit Anwohnervereinen die Geräuschbelastung in Palmas „Hot Spots“ dokumentiert. „Unsere Sensoren werden gezielt in Problemzonen installiert, auf Wunsch und Kosten der Anwohner“, erklärt Orts. Die Resonanz ist groß: Mittlerweile sind die Messgeräte an 22 Standorten in der Stadt im Einsatz, weitere sollen folgen. Auch andere Städte wie San Sebastián zeigen Interesse.

Schlaflose Nächte trotz Millionenvilla

Dass der Lärm in Palma nicht nur gefühlt, sondern messbar zu einem Problem geworden ist, zeigt ein Vorfall, den Orts beschreibt: „Als ich ein Gerät am Paseo Marítimo installierte, kam ein englischer Hausbesitzer auf den Balkon. Er hatte sein Haus für anderthalb Millionen Euro gekauft – und konnte wegen des Lärms nicht schlafen.“ Die Sensoren, die im Parc Bit, Palmas Technologiepark, entwickelt und kalibriert werden, erfassen nicht nur Spitzenwerte, sondern liefern belastbare Daten. Diese sollen dabei helfen, die Beschwerden der Anwohner zu untermauern, die sich schon länger gegen nächtliche Ruhestörungen wehren. Orts kritisiert jedoch, dass die Stadtverwaltung die bürgerwissenschaftlichen Ergebnisse ignoriert. „Stadttechniker kommen oft zu Zeiten, in denen kein Lärm herrscht, oder die Lokale drehen die Musik herunter, sobald die Behörden eintreffen“, sagt er.

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Statistik statt subjektiver Beschwerden

Die Ingenieure von SensoGrama setzen auf Präzision. Ihre Sensoren messen kontinuierlich und zeigen auf, wie gravierend die Belastung wirklich ist. Dabei geht es längst nicht nur um subjektive Beschwerden, sondern um nachweisbare Regelverstöße. „Wenn in einer halben Stunde mehr als dreimal 80 Dezibel überschritten werden, ist das nicht hinnehmbar“, so Orts.

Doch die Stadt Palma tut sich schwer, die gewonnenen Daten zu nutzen. Stattdessen stützt sich die neue, im Oktober beschlossene Lärmkarte (MER) auf Verkehrs- und Zuglärm – die Belastung durch nächtliche Freizeitaktivitäten bleibt außen vor. „Das ist realitätsfremd“, meint Orts und prognostiziert eine Welle von Klagen gegen die Stadtverwaltung.

Bürger nehmen das Problem selbst in die Hand

Während die Behörden zögern, greifen die Betroffenen selbst zur Initiative. „Das sind bürgerwissenschaftliche Projekte“, betont Orts. Die Geräte dokumentieren ungeschönt, was viele seit Jahren beklagen: Die nächtliche Lärmbelastung auf Mallorca nimmt zu – und mit ihr der Widerstand. Die Frage, ob Palmas Nächte künftig ruhiger werden, bleibt offen. Fest steht jedoch: Die Bürger lassen sich nicht länger mit pauschalen Antworten abspeisen – sie liefern Fakten.