Zunächst wird die Zeugin Maria I. zur Anhörung gebeten, die am Abend des 8. Oktober 2022 auf der Mallorca-Autobahn MA-19 auf der Höhe des Kilometers 1,5 gefahren war, wo sich der Vorfall ereignete. Sie sagt, sie habe den Körper von Tim V. aus einem Lieferwagen fallen gesehen, als sie mit ihrem Fahrzeug (Fiat 500) einen Citroën Berlingo, der sehr langsam gefahren sei, überholen habe wollen. Dabei habe ihr Partner auf dem Beifahrersitz sie darauf aufmerksam gemacht, dass gerade etwas Schreckliches geschehen sei und sie dazu aufgefordert, das Auto an dem naheliegenden Einkaufszentrum FAN zu halten, um den Notruf 112 zu wählen. "In der Ferne sah ich einen Lieferwagen, der sehr seltsam gefahren war, und bremste. Ich beschloss, auf der linken Spur zu fahren, weil das ansonsten zu gefährlich war. Auf der rechten Seite sah ich den Lieferwagen auf dem Standstreifen und den Jungen reglos auf dem Boden liegen. Mein Partner rief mir zu: 'Pass auf, pass auf! Es war eine angespannte Situation. Ich erinnere mich, dass mein Partner zu mir sagte: „Halt, halt, der Junge ist da herausgefallen.”"
Der Reihe nach wird die Spanierin von den Anwälten der Angeklagten und der Verteidigerin der Opfer-Familie befragt, immer wieder greift die streng wirkende spanische Richterin ein, unterbricht die Fragenden und bittet oftmals darum, sich präziser zu fassen.
Auch der auf Tonband aufgenommene Anruf der Zeugin, die den Notruf wählte, wird im Gerichtssaal noch einmal über eine Lautsprecheranlage laut abgespielt, um die Situation akribisch nachvollziehen zu können. In den folgenden Tagen sah die Spanierin (Zeugin Nr. 1) nach eigenen Angaben verschiedene Berichte zu dem Vorfall in den Medien, wobei immer von einem "Unfall" die Rede war. In dem Moment habe sie ihr Gewissen dazu aufgefordert, die Guardia Civil aufzusuchen und als Zeugin auszusagen – schließlich war es in ihren Augen kein "zufälliger Unfall", sondern es musste mehr oder weniger eine böse Absicht hinter dem Todesfall stecken, habe sie sich gedacht.
Anschließend wird ihr männlicher Partner, der an dem Abend als Beifahrer in dem Fahrzeug mitfuhr, in den Zeugenstand gebeten. "An manche Details kann ich mich nicht genau erinnern, schließlich liegt der Fall zwei Jahre zurück. Zudem war ich durch das, was ich gesehen habe, sehr nervös und aufgeregt, die komplette Situation erschien mir surreal", konstatiert der Spanier. Bestimmte wesentliche Details sind jedoch tatsächlich in seinem Gedächtnis haften geblieben. "Der blonde Junge ist wie ein Sack aus dem Van gefallen, kein Muskel hat mehr gezuckt", gibt er preis, wobei er im Zeugenstand durch Handbewegungen klarmacht, in welche Richtung Tim V. auf die Straße gefallen war.
"Die Straße war durch die Autoscheinwerfer beleuchtet, und wir konnten den Schatten des Körpers, der aus der Furgoneta gefallen war, sehen". All das habe vier oder fünf Sekunden gedauert, so der zweite Zeuge. "Der Junge muss schon tot oder bewusstlos gewesen sein. Zudem konnte ich noch weitere Hände sehen, die den Körper anscheinend aus dem Auto geschubst haben", so der Spanier mittleren Alters.
Mit Spannung wird nun der Mittwoch erwartet, an dem die beiden Angeklagten sprechen sollen. Maria Barbancho Saborit, die in Spanien einen Ruf als "Knallhart-Anwältin" hat, vertritt die Familie des 20-jährigen, ums Leben gekommenen Tim V. und sagte MM: "Wir sind zufrieden, da wir sehen, dass unsere Theorie zu dem Fall langsam durch eine Vielzahl von Beweisen mehr und mehr bestätigt wird vor der Jury. Heute war ein entscheidender Tag, da der Zeuge bestätigte, dass er die Arme von jemandem, der NICHT Tim V. war, in dem Van gesehen hatte, und der den Körper aus dem Fahrzeug schubste."
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