Gäbe es eine Meckerrangliste, auf der die
Institutionen ganz oben stehen, die auf Mallorca ganz besonders
häufig den Zorn der Verbraucher auf sich ziehen, dann würden sich
die Banken und Sparkassen ohne Zweifel in der Spitzengruppe
wiederfinden. Möglicherweise hinter dem Stromversorger Gesa und der
Telefónica, aber doch weit vorne.
Besonders gelitten hat der Ruf der Banken zwar in den
vergangenen Monaten im Zuge der Weltwirtschaftskrise, ramponiert
war ihr Ansehen zumindest in Spanien aber auch vorher schon. Und
das liegt vor allem an den Gebühren, die die Geldinstitute für ihre
Dienste kassieren.
"Für jede Kleinigkeit wollen die gleich Geld", beschwert sich so
mancher Kontoinhaber, der am Ende des Monats ungläubig auf seinen
Kontoauszug blickt. Überweisung, Abbuchung, Einzugsermächtigung,
Kreditkarte, Kontoführung - alles kostet. Und das in vielen Fällen
nicht zu knapp, wie nun zum wiederholten Mal Verbraucherschützer
kritisieren.
"Die Gebühren werden immer teurer", sagt der Vorsitzende der
Verbraucherschutzorganisation Ausbanc. Allein die laufenden Kosten
für die Nutzung von Debit- und Kredit-Karten seien bei den
spanischen Banken in den vergangenen vier Jahren um 50 Prozent "in
die Höhe geschossen".
Die Kontoführungsgebühr liege im Schnitt um einen Euro höher als
noch vor einem Jahr. Man solle unbedingt mit seiner Bank
individuelle Konditionen aushandeln. Auch die
globalisierungskritische Organisation Attac wirft den Banken
Preistreiberei vor. "Erst sollen wir bezahlen, damit die Bank unser
Geld verwahrt, und dann auch noch für diese Plastikkarte, die wir
brauchen, um über unser Geld verfügen zu können." Attac nennt das
"Gangsterei".
Mit nicht ganz so drastischen Worten, aber nicht weniger
deutlich fällt das Fazit der EU-Verbraucherschutzkommissarin
Meglena Kuneva aus. "Die Banken lassen ihre Kunden hängen", sagte
sie kürzlich bei der Präsentation eines Berichtes über die
Finanzdienstleistungen für Privatkunden in der EU. "Es gibt
zahlreiche Hinweise, dass grundlegende Prinzipien des
Verbraucherschutzes verletzt werden."
Komplizierte Preisgestaltung, versteckte Kosten, unklare
Informationen - die Probleme seien vielfältig. Neben Österreich,
Frankreich und Italien schneide Spanien besonders schlecht ab. Die
Transparenz lasse hier viel zu wünschen übrig. Außerdem seien
"Bankkonten hier am teuersten", so Kuneva. Die durchschnittliche
Kontoführungsgebühr liegt hierzulande bei mehr als 40 Euro.
Das Problem in Spanien ist, dass die Banken ihre Gebühren
praktisch beliebig festlegen können. "Die Banken entscheiden, wie
viel sie wofür kassieren", heißt es bei der spanischen
Nationalbank. Allerdings müssten die Geldinstitute "klar und
verständlich" über die Höhe der Gebühren informieren. Schon daran
jedoch ist so mancher Kontoinhaber verzweifelt. Meist verschleiern
die Banken ihre Kommissionen gekonnt.
Erst beim Blick auf den Kontoauszug stellt sich dann heraus,
dass etwa bei der Überziehung des Kontos neben Zinsen in Höhe von
zehn Prozent eine durchschnittliche Gebühr von mehr als 30 Euro
fällig wird - unabhängig davon, ob das Konto um einen oder 400 Euro
überzogen wurde.
Als besonders dreist empfanden viele Spanier das Vorgehen
mancher Banken in den Wochen seit dem schweren Erdbeben in Haiti.
Verbraucherschützer und Hilfsorganisation hatten kritisiert, einige
Geldinstitute kassierten saftige Bankgebühren für
Spendenüberweisungen. Mittlerweile sah sich der Bankenverband
genötigt, seine Mitglieder darauf hinzuweisen, dass in solchen
Fällen keine Kommission einbehalten werden solle.
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