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Die Situation beim Fußball-Erstligisten Real Mallorca wird zusehends dramatischer. Eine besorgniserregende Meldung jagt die andere. Wie es weitergeht mit dem Inselklub, ist völlig unklar. Selbst das schlimmste Szenario - ein Abstieg aus der Primera División - ist derzeit nicht auszuschließen.

Schuld daran ist die Pleite von Klubchef Vicenç Grande, der sein Firmenimperium in die Insolvenz geführt hat. Nun scheint er bereit zu sein, die Zukunft von Real Mallorca zu verpfänden. Wie spanische Medien berichten, soll der Baulöwe, der rund eine Milliarde Euro Schulden hat, in der vergangenen Woche bei der balearischen Sparkasse um einen weiteren Kredit gebeten haben. Als Sicherheit habe er die Einnahmen aus den Fernsehrechten der Jahre 2011 bis 2013 angeboten. Der Kredit scheint nötig zu sein, um die laufenden Kosten des Klubs bestreiten zu können.

Neben den Spielergehältern stehen in den nächsten Wochen mehrere große Posten zur Zahlung an. So wird noch im Dezember die erste Rate der Ablösesumme für den baskischen Stürmer Aritz Aduriz in Höhe von zwei Millionen Euro fällig. Grande hat laut Medienberichten vergeblich versucht, diese Zahlung aufzuschieben.

Ein noch größeres Problem stellen jedoch die zehn Millionen Euro dar, die Real Mallorca dem Finanzamt schuldet und die demnächst fällig werden. Der Klub ist offenbar nicht in der Lage, diese Summe aufzubringen. Und so hat Grande auch dem Finanzamt einen Deal vorgeschlagen: Die Summe wird innerhalb von vier Jahren in Raten abgestottert, als Sicherheit dienen einerseits das klubeigene Sportgelände Son Bibiloni vor den Toren der Stadt und andererseits die Anteile, die Real Mallorca an dem ehemaligen Stadion Lluís Sitjar in Palma hält. Damit würde Grande die beiden einzigen Immobilienwerte im Besitz des Klubs mit einer Hypothek belasten.

Diese Pläne des umstrittenen Klubchefs belasten auch die Verhandlungen um den Verkauf Real Mallorcas. Keiner der Interessenten scheint sich angesichts des Finanzchaos im Klub so recht in die Offensive zu trauen. Auch die bisherige Führungsmannschaft im Klub bricht allmählich auseinander. Nun hat wegen Differenzen mit Grande auch Marketingdirektor Miquel Rubí seinen Posten zur Verfügung gestellt.

Angesichts dieser Entwicklung mehren sich die Stimmen derjenigen, die eine Intervention des Klubs durch den Konkursverwalter fordern. Bisher ist Real Mallorca, dessen Anteile formal einem der Unternehmen von Vicenç Grande gehören, nicht Teil der Insolvenz. Der letzte Klub, der in Spanien von einem Zwangsverwalter geführt wurde, war im Jahr 2000 Atlético Madrid, dessen Präsident Jesús Gil y Gil verschiedene Delikte vorgeworfen wurden. Am Ende der Saison stieg der Klub in die zweite Liga ab. Im vergangenen Sommer meldete der ehemalige Erstligist UD Levante Insolvenz an - und spielt mittlerweile in der zweiten Liga um den Klassenerhalt.

Auch sportlich läuft es alles andere als rund bei Real Mallorca. Die Mannschaft wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg und ist durch das klare 0:3 bei Real Valladolid am vergangenen Wochenende auf den 15. Tabellenplatz abgerutscht - zwei Punkte von den Abstiegsplätzen entfernt.

Der einzige Lichtblick in diesen Tagen ist kurioserweise ein für den kommenden Februar angesetzter Prozess vor dem Arbeitsgericht in Palma. Dort soll der Fall "Jonás Gutiérrez" behandelt werden, der Real Mallorca auf einen Schlag mehrere Millionen Euro einbringen könnte. Der argentinische Fußballer hatte im Sommer seinen Vertrag mit Real Mallorca gegen den Willen des Klubs gekündigt und war zu Newcastle United in die englische Premier League gewechselt. Das Gericht muss nun klären, ob den Mallorquinern eine Entschädigung zusteht. Zehn Millionen Euro könnte der Klub bekommen. Bleibt zu hoffen, dass diese Geldspritze nicht zu spät kommt.