"Drei Jahre lang haben wir Staub, Lärm und Staus ertragen. Aber
auf das Ergebnis sind wir stolz", erzählt Kioskbesitzer José Ramón,
der nun der Eröffnungsgala mit König Juan Carlos am Abend des 13.
Juni entgegenfiebert. Schließlich hatten die 650.000 Einwohner der
Hauptstadt der Region Aragonien im Nordosten des Landes bislang mit
dem Rücken zu Spaniens wasserreichstem Fluss gelebt. Nun lockt der
Ebro auf 16 Kilometer Länge mit Uferpromenaden, Grünanlagen, einem
120 Hektar großen Park, Stränden und Radwegen. Selbst Ausflugsboote
schippern nun in seinen Fluten. Es ist der "Fluvi-Effekt", wie
einige in Anspielung auf das glupschäugige Expo-Maskottchen
sagen.
Ausgehend von dem 25 Hektar großen Expo-Gelände, das sich unweit
der Altstadt in einer Flussschleife (Mäander) befindet, ist ein
ganz neuer Stadtteil entstanden, ein neuer Kongresspalast
inklusive. Und dies, obwohl es sich in Saragossa (spanisch:
Zaragoza) im Vergleich zu Hannover 2000 um eine "kleine
Weltausstellung" mit geringerer Fläche und kürzerer Dauer handelt.
"Die Expo ist ein Sprung 15 Jahre nach vorne", sagt Bürgermeister
Juan Alberto Belloch.
Während der Schau sind auf dem Areal 105 Nationen zu Gast und
stellen sich selbst sowie die Probleme und Lösungen ihrer Länder im
Umgang mit dem (Trink-)Wasser vor. Deutschland etwa lädt in seinem
Pavillon zu einer futuristischen Floßfahrt durch die Welt des
Wassers und präsentiert dabei neueste Technologien zur
verantwortungsbewussten Nutzung des lebenswichtigen Elements.
Aber auch sonst bekommen die rund vier Millionen erwarteten
Besucher viel zu sehen in den verschiedenen Themenpavillons, die
allein architektonisch schon eine Visite wert sind. So etwa das
größte Süßwasseraquarium Europas. Es beherbergt 5000 Fische und
Wassertiere aus fünf Flüssen aller Kontinente: Nil (Afrika), Mekong
(Asien), Amazonas (Amerika), Darling-Murray (Australien) und Ebro
(Europa). Unweit befinden sich der Pavillon Aragoniens, der einem
riesigen geflochtenen Schilfkorb gleicht oder der Pavillon
Spaniens, dessen mit Ton umhüllte Pfeiler einem Pappelwald
nachempfunden sind.
Im weltweit höchsten Gebäude aus Lehm, Stroh und Holz, das einem
riesigen Tonkrug gleicht, haben mehr als 200 Umweltschutzverbände
und andere Nichtregierungs-Organisationen ihr Quartier. Der höchste
Expo-Pavillon ist mit 78 Metern der "Wasserturm". Er gleicht von
oben einem Tropfen und hat innen einen Hohlraum so groß wie eine
gotische Kathedrale. Seine spätere Nutzung und die der anderen
Gebäude nach der Expo ist bereits gesichert. Sie werden entweder
Museen oder Teil eines modernen Gewerbegebietes.
Umweltschutz wird auf dem Gelände, über das auch eine Seilbahn
führt, großgeschrieben. Strom wird mit Hilfe von Solar- und
Windenergie gewonnen, Souvenirs sind biologisch abbaubar: Es gibt
Kugelschreiber aus Algenpapier und Tüten aus Kartoffelstärke. Nicht
zuletzt wartet die Schau mit fast 5000 Musik-, Tanz- und
Theatervorführungen und Konzerten von Iggy Pop über Youssou N' Dour
bis Montserrat Caballé auf.
Die Unterhaltung soll das wichtige Expothema aber nicht in den
Hintergrund drängen: Mehr als 1'2 Milliarden Menschen in den
ärmsten Regionen der Erde haben keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser. Das entspricht etwa einem Fünftel der Weltbevölkerung.
Täglich sterben deshalb nach UN-Angaben rund 6000 Menschen, vor
allem Kinder. Im Zuge des Bevölkerungswachstums und der
wirtschaftlichen Entwicklung steigt der Verbrauch dennoch stetig -
allein in den vergangenen 100 Jahren hat er sich versechsfacht.
Hinzu kommen Umweltverschmutzung und Klimaphänomene wie Dürre. Über
all diese Themen beraten während der Expo Experten aus aller Welt.
Ihre Schlussfolgerungen sollen in eine "Charta von Saragossa"
einfließen. Ausgearbeitet wird sie von einer UN-Delegation, die bis
2015 in der Stadt am Ebro ihren Sitz hat.
Weitere Infos im Internet unter: www.expozar agoza2008.es.
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