Mallorca - Vor dem 3:0-Sieg war Real Mallorcas Klubchef Vicenç
Grande noch zu Scherzen aufgelegt: „Sollen die Bayern doch alle
Stars zu Hause lassen – dann gewinnen wir wenigstens den Pokal”,
sagte er bei der Pressekonferenz zum Spiel um Palmas Stadttrophäe.
Dass die Bayern mit einer solchen Rumpftruppe anreisen würden,
hätte er aber wohl nicht für möglich gehalten. Selbst die besonders
treuen unter den vielen Bayern-Fans mussten schon genau hinhören,
als der Stadionsprecher die Aufstellungen der Mannschaften vorlas,
um zumindest den einen oder anderen Liebling in der Elf der
Namenlosen auszumachen. Kahn, van Buyten, Ribéry, van Bommel,
Altintop – alle anderen Bayern-Spieler gehörten eher zu der
Kategorie Nachwuchshoffnung.
Dabei war die Vereinbarung zwischen den Bayern und dem Inselklub
eindeutig: „Im Vertrag steht, dass die Bayern mit der Stammelf
spielen müssen, wenn niemand verletzt ist”, sagte Vicenç Grande vor
dem von vielen deutschen Urlaubern und Mallorca-Residenten
herbeigesehnten Duell. Münchens Manager Uli Hoeneß versuchte nach
dem Spiel auch gar nicht erst, das zu leugnen. Seine Erklärung für
die müde Bayern-Elf: „Wir haben ja erst am Montagabend 120 Minuten
gespielt, da hat es natürlich viele Verletzungen gegeben. Leichte,
keine schweren. Aber da verstehe ich den Trainer, dass er die
angeschlagenen Spieler nicht 24 Stunden später schon wieder spielen
lässt. Am Samstag geht ja die Bundesliga los.”
Der Zeitpunkt für den Freundschaftskick in Palma konnte
tatsächlich nicht ungünstiger sein. Das DFB-Pokalspiel der Bayern
bei Wacker Burghausen war vom Wochenende auf den Montagabend
verlegt worden. „Es macht keinen Sinn, am Tag nach einem solchen
Pokalfight nach Mallorca zu fliegen”, sagte Bayern-Torwart Oliver
Kahn nach dem Schlusspfiff, als er sich, wie immer leicht grantig,
noch vor der Übergabe der imposanten Trophäe durch Palmas
Bürgermeisterin Aina Calvo an die siegreichen Inselkicker auf den
Weg in den Mannschaftsbus machte. „Ich hätte sogar noch den einen
oder anderen Spieler mehr zu Hause ge lassen. Das müssen die
Zuschauer verstehen. Wir hben große Ziele. Da können wir nicht auf
so ein Spiel Rücksicht nehmen.”
Das Verständnis vieler deutscher Zuschauer auf den Rängen für
die Nöte der Bayern hielt sich jedoch in Grenzen. Ob der
unübersehbaren Hilflosigkeit der Jungspunde im Bayern-Dress machte
sich zunehmend Unmut breit. Die ersten Pfiffe gab es, als nach 30
Minuten auch noch Vize-Weltmeister Franck Ribéry vom Platz trottete
und dabei vermutlich mehr Meter zurücklegte, als während der
vorangegangenen halben Stunde. Bei Eintrittspreisen ab 28 Euro
fragte sich so mancher, ob er sich nicht doch übers Ohr gehauen
fühlen sollte. Nur die Fans von Real Mallorca unter den insgesamt
rund 20.000 Zuschauern genossen den Freundschaftskick in vollen
Zügen – bekamen sie doch tatsächlich die neue Mannschaft zu sehen.
Zum ersten Mal konnten sie die beiden neuen Stürmer Dani Güiza und
Pierre Webó bewundern, die auch beide gleich ein Tor zum lockeren
3:0-Sieg beisteuerten. Auf zwei Stars mussten aber auch sie
verzichten: Der erst am Spieltag für vier Millionen Euro
verpflichtete Offensievspieler Gonzalo Castro aus Uruguay sass nur
auf der Bank. Ebenso wie Juan Arango, der für Venezuela bei der
Copa América im Einsatz war und darum Trainingsrückstand hat.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.