Das Baby ist noch nicht richtig geboren, da muss es sich schon
in einer Welt behaupten, die ihm nicht nur wohlwollend gesonnen
ist. Vom 30. März bis zum 2. April findet die diesjährige Ausgabe
der Oldtimer-Rallye statt. Unter einem neuen Namen und mit einem
neuen Veranstalter. Aus der nahezu ausschließlich deutschen Trofeo
Baleares Clásicos de Automóvil ist die I. Rally Clásicos Isla de
Mallorca geworden, deren Fäden bei dem jungen mallorquinischen
Autofan Antonio Dezcallar (28) zusammenlaufen.
Aber die vorigen Initiatoren haben Mallorca abgeschworen und
wollen ihre ehemalige Klientel nach Sardinien locken. In einem
Schreiben an die bisherigen Rallyeteilnehmer setzten sie den
Veranstaltungsort Mallorca in ein recht düsteres Licht und priesen
die Vorzüge der italienischen Mittelmeerinsel an, wo sie in diesem
Jahr eine Classic-Rallye ausrichten wollen.
Ob die Plagiatvorwürfe bei den Motorfreunden fruchteten, ist
unklar. Fakt ist aber, dass in diesem Jahr mit knapp 50 Startern
nicht einmal halb so viele Teilnehmer zu vermelden sind, wie in den
vergangenen Jahren. Dafür ist die Rallye internationaler geworden,
und im Gegensatz zu früher dominieren spanische Fahrer zahlenmäßig
das Feld. „Nur” 16 deutschsprachige Teams kämpfen in diesem
Frühjahr mal mehr, mal weniger verbissen um Platzierung und Sieg.
MM hat sich im Vorfeld mit dreien unterhalten:
Wenn Stefan Pietzsch (Establiments) bei einem Harley-Treffen
vorfahren würde, brächte er so manchen der harten Jungs zum Weinen.
Sein AC Cobra 427 SC, Baujahr 1965, hat einen Sound, mit dem auch
die wildeste amerikanische Zweiradlegende nicht konkurrieren kann.
Das kräftige Blubbern im Leerlauf verwandelt sich bei der
leichtesten Berührung des Gaspedals in ein dumpfes Brüllen, das
durch Mark und Bein geht. Trotz des üppigen Siebenliter-V8-Motors
scheinen sich die 500 Pferde darin etwas eingesperrt zu fühlen. Sie
schreien danach, freigelassen zu werden.
In diesem Jahr nimmt der 56jährige gelernte
Elektronikmechaniker, der seit 25 Jahren auf Mallorca lebt, zum
ersten Mal an der Classic-Car-Rallye auf der Insel teil. „Früher
war mir das alles zu deutsch, zu abgehoben und zu teuer. Das war ja
fast eine Art geschlossener Club. Es fuhren kaum Spanier mit. Das
gefiel mir alles nicht. Ich muss nicht viel Geld dafür bezahlen, um
über die Insel zu fahren. Das kann ich jeden Tag.”
In diesem Jahr, so hofft Pietzsch, ist alles internationaler und
fahren auch viele Spanier mit. Nicht zuletzt wegen der deutlich
gesenkten Startgebühr. Die sei mit 1800 bis 3000 Euro, je nach
Paket, immer noch happig, aber kein Vergleich zu den Vorjahren, wo
bis zu 5000 bezahlt werden mussten.
In der Competition, wo es um Geschwindigkeit geht, brauchen die
Rallyeteilnehmer den schnellen Cobra nicht zu fürchten. Pietsch
fährt in der Regularity-Klasse mit, bei der es um Kontinuität geht.
„Eigentlich wollte ich ja schon in der Competition-Gruppe
mitfahren. Da hätte ich aber eine Feuerlöschanlage im Motorraum
installieren und einen zweiten Überrollbügel anbringen müssen. Das
war mir dann doch zuviel Aufwand.”
Auch Rupert und Jutta Kuntze aus Costa d'en Blanes fahren in der
eher gemütlichen Klasse mit, obwohl auch sie ein schnelles Gefährt
besitzen. Ihr Jaguar XK 150 aus dem Jahr 1958 verfügt über einen
kräftigen, 250 PS starken 3'5 Liter Sechszylindermotor. „Damals”,
schwärmt Rupert Kuntze, „war die britische Marke noch ein Garant
für Zuverlässigkeit.” Die heutigen Autos könnten da nicht
mithalten. Mit einem Wink auf seinen nebenan geparkten BMW relativ
neuen Datums sagt der gebürtige Berliner: „Der hat mich schon nach
nicht einmal 10.000 Kilometern im Stich gelassen. Einfach zuviel
Elektronik drin.” Da könne man auch nichts mehr selber machen.
Die Kuntzes haben schon an vielen Classic-Ralleys in der ganzen
Welt teilgenommen. Zweimal auch auf Mallorca. „Das waren sehr
professionelle Veranstaltungen.” Aber ihnen gefalle auch, dass
jetzt viele Spanier dabei sind. „Wir sind schließlich auf Mallorca,
und da leben viele Nationalitäten.”
Max Schell mag es sportlich. Der 54jährige Heilbronner kommt mit
seinem Prohistorace Team und zwei 40 Jahre alten Porsches (911 und
356) auf die Insel. „Für uns hat die Mallorca-Rallye einen hohen
Stellenwert. Wir sind das fünfte Mal dabei und haben bisher immer
viel Resonanz von der Bevölkerung bekommen.” Das Flair, die
Atmosphäre seien hier schon toll. „Die Rallye passt auf die Insel.”
Ihm gefalle auch, dass es nun einen spanischen Veranstalter gibt.
„Wir sind nun mal Gäste hier.” Allerdings bedauert er die „trotz
des attraktiven Startpreises” geringe Teilnehmerzahl. „In der
Competición haben wir nicht einmal 20 Konkurrenten.”
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