Die große TUI AG kämpft gegen eine feindliche Übernahme. Dabei
weiß der Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel nicht mal so genau,
wo der Gegner steht. Angesichts der Möglichkeit, von einem so
genannten Geier-Fonds gekauft zu werden, der den Konzern lediglich
Gewinn bringend zerschlagen würde, muss ihm die Nachricht, dass die
mallorquinische Hotelkette Barceló doch an einem Kauf interessiert
ist, direkt positiv vorkommen.
Was sie aber wirklich nur im Vergleich zu den Horrorszenarien
ist. Denn wenn wirklich Barceló die Macht in Hannover übernehmen
sollte, bleibt wenig so, wie es war. Chef Simón Pedro Barceló will
mit der Übernahme die Kontrolle über die Urlauberströme erlangen,
die nach seinem Geschmack von dem Reiseveranstalter viel zu oft an
seinen Hotels vorbeigeleitet werden.
Der jung-dynamische Manager sollte mal zu Karl Born in die
Vorlesung gehen. Der ehemalige TUI-Vorstand und jetzige
Tourismus-Professor predigt immer wieder, dass der Kundenwunsch im
Vordergrund steht. Doch seine Worte sind auch bei der TUI oft auf
taube Ohren gestoßen, weswegen er das Unternehmen letztlich auch
verlassen hat.
Aber wer mit Strategien und Charts einen Konzern führt, muss
scheitern. Die TUI hat es bereits vorgemacht. International will
man sein, musste dann aber feststellen, dass Engländer und Deutsche
doch ganz unterschiedlichen Urlaub machen wollen. Diese Erkenntnis
hat viel Geld gekostet.
Barceló wird diese Erkenntnis auch machen, wenn die Mallorquiner
bei der Übernahme des West-LB-Paketes wirklich zum Zuge kommen, was
nicht ausgemacht ist.
Sollte mit Barceló allerdings ein Unternehmer das Ruder übernehmen,
der mit touristischem Sachverstand einen Konzern wieder auf Kurs
bringen könnte, ist das eine gute Nachricht. Dass dabei der ein
oder andere Manager gefeuert wird, liegt in der Natur der Sache.
Das war nicht anders, als die Preussag touristische Unternehmen
aufkaufte und sich zum Reise-Riesen TUI AG machte. Die eigene
Medizin ist eben oft bitter.
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