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Am 27. Juni wird Jaume Matas (PP) der neue balearische Ministerpräsident. Der 46-Jährige, verheiratet und Vater dreier Kinder, besteht allerdings darauf, dass die Zeremonie in einem Regierungsgebäude stattfindet, der Königspalast Almudaina ist ihm zu elitär. Noch steht der Ort der Amtseinführung nicht fest.

Es ist nicht Matas' erste Investitur; im Gegensatz zu 1996, als er durch politische Ränkespiele zum Kabinettschef wurde, ist er diesmal ein mit absoluter Mehrheit ausgestatteter Wahlsieger. Damals war er kaum mehr als eine Marionette von Gabriel Cañellas. Sein Vorvorgänger war vom damaligen spanischen Oppositionsführer José María Aznar nur mit Mühe zum Rücktritt gebracht worden: Cañellas' Korruptionsskandale passten nicht zum Saubermann-Image der PP. Ca- ñellas ging grummelnd – und installierte Cristòfol Soler als Nachfolger. Als der jedoch im Juni begann, eigene Politik machen zu wollen und eine Kabinettsumbildung plante, sorgte Cañellas kurzerhand für dessen Sturz und setzte Matas an die Spitze.

Der studierte Ökonom war bis dahin braver, wenn auch ein wenig farbloser Minister für Finanzen, ein Ressort, das er von 1993 an bekleidete, nachdem er bereits vier Jahre als Staatssekretär für den Etat verantwortlich war. Matas verstand in der Folge jedoch geschickt, sich aus den innerparteilichen Flügelkämpfen der „urbanen” PP (eher sein Stall) und der ländlichen Cañellas-Fraktion herauszuhalten.

Gleichwohl verlor er 1999 sein Amt, als es ihm trotz großer relativer Mehrheit nicht gelang, das Mitte-Links-Bündnis abzuwenden. Die PP war geschockt, schließlich sind die Balearen eine konservative Hochburg. In der Partei rumorte es, Cañellas wollte den ihm mittlerweile Unbotmäßigen loswerden. Nachdem ihn nur die Verjährung vor einer Haftstrafe wegen Korruption bewahrte, konnte Cañellas selbst nicht antreten und versuchte, Catalina Cirer vorzuschicken. Die zögerte jedoch zu lange, so dass Matas 1999 zum Vorsitzenden der Balearen-PP gewählt wurde.

Er bereitete sich auf die Oppositionsrolle vor, als ihn der Ruf des Herrn ereilte. Aznar, mittlerweile spanischer Regierungschef, machte Matas nach dem Wahlsieg des Jahres 2000 zum spanischen Umweltminister. Matas hatte sich vorher wenig auf diesem Gebiet hervorgetan; allenfalls seine Ankündigung mitten in den Sommerferien 1998, auf Mallorca ein Moratorium auszurufen, um die galoppierende Bebauung zu bremsen, hatte eine der Jahreszeit entsprechende hitzige Diskussion ausgelöst.

Als Minister in Madrid fühlte sich Matas sichtlich wohl. Kein Wunder, war er doch auf der ganzen Welt unterwegs und konnte während der spanischen EU-Präsidentschaft 2002 unter anderem Gastgeber für die Umweltministertagung auf Mallorca sein. Eben eine andere Liga als in den Niederungen der Balearen-Politik.

In die er auf Aznars Anweisung hin im März 2003 wieder zurückkehren musste. Sein Auftrag: gewinnen. Was er gegen den spanischen Trend eindrucksvoll schaffte. Dabei war er als Umweltminister schwer unter Beschuss geraten. Vor allem bei der „Prestige”-Katastrophe stellte sich Matas sehr ungeschickt an, war am ersten Wochenende auf Dienstreise in Andalusien und am zweiten zu Terminen auf Mallorca. Während die Ölpest immer schlimmer wurde, wiegelte er lediglich ab, und das sehr spät. Für seinen hydrologischen Generalplan für Spanien verlieh ihm der spanische Umweltschutzdachverband sogar den „Attila” für den größten Umweltzerstörer, weil er für eine Umleitung des Ebro-Wassers ist.

In seinem neuen Amt wartet viel Arbeit auf Jaume Matas. In erster Linie muss er dafür sorgen, die schwächelnde Wirtschaft, vor allem den Tourismus, wieder in Schwung zu bringen. Er hat bereits angekündigt, die Ökoabgabe für Touristen abzuschaffen. Dennoch darf er den Umwelt– und Landschaftsschutz nicht außer Acht lassen. Einen Vorteil hat er: Erstmals werden sowohl Spanien als auch die Balearen und Mallorca von derselben Partei bzw. einem Koalitionspartner regiert.