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Als „Biografie seiner Traumwelten” wurde die Grafikserie „Suite 347” von Pablo Picasso unmittelbar nach der ersten Publikation in der Galerie Louise Leiris in Paris im Herbst 1968 bezeichnet. Vernissage und Ausstellung fanden damals hinter verschlossenen Türen statt. Die „Traumwelten” des vermutlich größten Künstlers des 20. Jahrhunderts waren zu erotisch, zu eindeutig, als dass man sie einem großen Publikum hätte zumuten wollen. Was heute, nur 35 Jahre später, erstaunt.

Die „Suite 347” entstand im auch politisch heißen Sommer des Jahres 1968 in Paris und in Südfrankreich. Picasso erlebte in dieser Zeit nicht nur einen absoluten Schaffensrausch, denn es handelt sich um immerhin genau 347 Radierungen, Kupferstiche und andere grafische Arbeiten wie Tuschezeichnungen mit Harz oder Zucker, er war auch höchst interessiert an den Studentenrevolten jener Monate. An der Aufmüpfigkeit gegen Traditionen, der proklamierten sexuellen Freiheit, an der Aufarbeitung der Vergangenheit. General de Gaulle ist in einigen Arbeiten präsent.

All dies und viele autobiografische Aspekte seines eigenen Lebens spiegeln sich in den Themen der „Suite 347” wider. Nur unter diesem Aspekt haben die einzelnen Arbeiten miteinander zu tun. Picasso zollt seinen großen Vorbildern Raffael, Rembrandt, Ingres, El Greco und Altdorfer Respekt; er behandelt mythologische Themen wie den Minotaurus, den Raub der Europa oder Herkules. Er „erzählt” von Flamenco und Stierkampf und der urspanischen Gestalt der Celestina; er zeigt Mittelmeerlandschaften und berichtet in den oft kleinen, manchmal fast grotesken Arbeiten von seinem Alltag – bis hin zu Eindrücken, die Fernsehsendungen hinterließen. Und er behandelt eines seiner Lieblingsthemen: den Zirkus mit Clown und Pierrot, für Picasso immer Spiegel des Lebens.

Die im Casal Solleric in Palma gezeigte „Suite 347”, eine Leihgabe der Bancaja, ist eine der insgesamt vier kompletten Grafiksammlungen von Picasso. Sein grafisches Gesamtwerk umfasst 2200 Arbeiten.j „Suite 347” von Pablo Picasso im Casal Solleric, Palma, Passeig des Born 27. Geöffnet bis zum 6. April täglich von Dienstag bis Samstag von 10.30 bis 13.45 Uhr und von 17.30 bis 21 Uhr. An Sonn– und Feiertagen von 10 bis 13.45 Uhr.