Wer aufmerksam durch die Straßen der Stadt läuft, stellt schnell
fest: Unglaublich viele Häuser in Palma sind unbewohnt. Selbst in
der teuersten Zone, am Borne, steht ein riesiger Stadtpalast leer,
seit Jahren verwaist und verwahrlost.
Die balearischen Ministerien für Tourismus und Bau haben jetzt
nachgezählt. Demnach ist in Palma Wohnraum für rund 100.000
Menschen ungenutzt. Diese Tatsache gewinnt besondere Bedeutung vor
dem Hintergrund, dass die Einwohnerzahl Palmas rasant wächst, und
mit ihr die Nachfrage nach neuen Wohnungen. Die Schwierigkeiten bei
der Beschaffung einer bezahlbaren Wohnung sind im Sorgenkatalog der
Bürger an vorderste Stelle gerückt.
Angesichts dieser Situation erscheinen die 100.000 freien Plätze
paradox. Sind sie aber nur bedingt. Zwar gehen auch die Ministerien
davon aus, dass viele Hausbeziehungsweise Wohnungsbesitzer ihr
Eigentum aus Spekulationsgründen leer stehen lassen, sprich: auf
den Moment warten, an dem sie mit maximalem Gewinn verkaufen
können.
Aber viele der leer stehenden Wohnungen entsprechen auch nicht
der Nachfrage. Jene Palmesaner, die in moderne Wohnungen mit
Heizung und Parkplatz vor die Tore der Stadt ziehen, wollen keine
dunkle Altstadtwohnung, die, wenn gut renoviert, zudem noch
sündhaft teuer ist. Und sie wollen auch keine lärmenden und
stinkenden Hauptverkehrsstraßen vor der Haustüre.
So schießen in den (noch) ruhigeren Vororten die Baukräne weiter
wie Pilze aus dem Boden. Und nicht nur in den Vororten. Auch die
Gemeinden um Palma sind mitzuzählen. Die Orte Llucmajor, Algaida,
Santa Eugènia, Santa Maria, Marratxí, Bunyola, Esporles,
Puigpunyent und Calvià haben in den vergangenen zehn Jahren um
40.000 Einwohner zugelegt.
Allein Calvià ist um 18.000 Einwohner gewachsen; weitere 11.000
entfielen auf Marratxí, wo ein schier endloses Gebiet mit
Wohnburgen, Reihenhäusern und Chalets bepflastert wurde. Ein
ungesundes Wachstum, das – rein rechnerisch – unnötig wäre. Aber
nur rein rechnerisch.
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